Jubel in Graz, lange Gesichter in Favoriten, Stolz in Wolfsberg. Am Samstag wurde der Titel-Dreikampf in der österreichischen Bundesliga zugunsten von Sturm entschieden.
Den Steirern reichte am Ende ein 1:1 gegen den WAC, um die Saison mit zwei Punkten Vorsprung auf Salzburg (4:2 gegen Rapid) zu beenden. Hätten die Kärntner gewonnen, wären sie Sensationsmeister geworden.
Die Austria kam gegen Blau-Weiß Linz wegen eines Last-Minute-Gegentreffers über ein 2:2 nicht hinaus, verspielte somit Rang zwei und die Champions-League-Quali. Die "Veilchen" steigen nun in der zweiten Quali-Runde der Conference League ein. Der WAC wurde Vierter, darf dank Cup-Titel abern in der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League antreten.
"Sky" sprach nach dem Krimi-Finish mit allen Beteiligten. Das haben Spieler, Trainer und Bosse von Sturm, Salzburg, der Austria und dem WAC zu sagen:
Jürgen Säumel: "Ich muss mich bei der Mannschaft, dem Trainerteam, den Fans, dem Präsidenten, der Familie, dem Umfeld und den Beratern bedanken. Es ist unglaublich, dass wir das geschafft haben. Kompliment an alle Beteiligten."
…über seine Emotionen während des Spiels: "Jede Aktion kann gegen dich laufen. Da bist du draußen hilflos, aber möchtest helfen und kannst nur so wenig eingreifen, während das Spiel seinen Lauf nimmt."
…über die letzten 20 Minuten: "Ich habe das Drumherum gar nicht mitbekommen. Es gab eine gewisse Hektik und ich habe versucht, Ruhe auszustrahlen. Es war extrem schwierig. Ich habe gemerkt, die Jungs bringen das drüber. Es gibt einen super Spirit in der Mannschaft. Das heutige Spiel hat sehr viel aus der Saison widergespiegelt. Es gab rote Karten, Spieler, die uns verlassen haben. Es war ein kein einfacher Weg."
…über seine Stellung im Verein: "Ich habe das Vertrauen vom Vorstand und Präsidenten sowie Sportdirektor immer gespürt und vor allem auch von der Mannschaft. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir einen wertschätzenden Umgang miteinander haben und sie meine Ideen auch versuchen, umzusetzen. Ich war gut beraten, auf meine Führungsspieler manchmal zu hören, weil die solche Phasen schon mal durchgemacht haben. Das wichtigste war, zu spüren, dass die Mannschaft hungrig ist, einen Titel zu gewinnen. Wir haben das gemeinsam geschafft."
…auf die Frage nach seiner persönlichen Zukunft: "Heute wird anständig gefeiert. Wir haben einige Spieler, die sehr gut feiern können. Was die Zukunft bringt, wird man sehen."
Dimitri Lavalee: "Mir geht es sehr gut heute. Das war eine lange Saison und ein wichtiges Spiel. Wir mussten heute nur einen Punkt holen. Die erste Halbzeit haben wir gut gespielt und ein Tor gemacht. Danach war es mehr Stress nach dem 1:1. Der ganze Stress ist dann aus mir raus. Jetzt wird es genossen. Heute wird nicht geschlafen, nur Party, Party."
Gregory Wüthrich: "Es ist genauso unglaublich, wie letztes Jahr. Ich bin so stolz auf die Mannschaft. In dieser Liga zweimal hintereinander den Titel zu holen, ist unglaublich."
…über die Anspannung in der zweiten Hälfte: "Man hat gemerkt, dass wir ein bisschen gehemmt waren. Aber scheißegal, wir sind Meister."
…über seine Freudentränen: "Es ist richtig emotional. Mein Sohn ist heute zum ersten Mal im Stadion und ich freue mich, mit ihm zu feiern."
Christian Jauk: "Zuerst gehen der Cheftrainer und der Sportdirektor weg mit einem Großteil des Trainerteams. Unser führender Torschütze ist im Winter weg. Wir hatten Rotsperren und Verletzungen. Dass am Ende so etwas herauskommt, ist die Belohnung für harte Arbeit. Wir bleiben dankbar und demütig. Ich bin ein überglücklicher Präsident und freue mich am meisten für die Fans."
…über den Glauben an den Titelgewinn: "Ich bin der erste Optimist im Verein. Das ist meine Aufgabe. Heute habe ich zu 99 Prozent daran geglaubt, aber es gab ein paar Momente. Ich bin immer von unserem Weg überzeugt gewesen, aber so waren nicht alle in den letzten Monaten so überzeugt."
William Böving: "Es ist pure Freude. Wir sind alle müde und glücklich und müssen jetzt einfach nur feiern, weil es so verdient ist."
…über sein Tor zum Titel: "Mittlerweile glaube ich, ich bin Linksfuß und nicht Rechtsfuß. Ich bin so glücklich. Das war so wichtig, besonders in diesem Spiel."
Jon Gorenc Stankovic: "Du bist nicht immer Meister, aber zweimal in Folge ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin richtig stolz auf die Mannschaft. Wir sind immer wieder aufgestanden und haben Charakter bewiesen. Das zeichnet uns seit vielen Jahren aus. Heute haben wir wieder bewiesen, dass wir eine richtig starke Mannschaft sind."
…über das Spiel: "Wir wussten, dass es für den WAC sehr schwer wird, wenn wir das erste Tor machen. Nach diesem Tor war es pure Ekstase. Dann mussten wir verteidigen. Wir haben dieses blöde Tor kassiert, aber am Ende haben wir alles wegverteidigt. Dieser Punkt war richtig verdient."
…auf die Frage, wie langsam die Zeit in so einem engen Match vergeht: "Ich selbst habe nur in den letzten fünf Minuten auf die Uhr geschaut. Wir haben das System geändert und wenn du fokussiert bist, kannst du nicht auf die Uhr schauen. Wir haben es am Ende über die Linie gebracht."
Alexander Schlager: "Wir hatten klar höhere Ansprüche, denen wir nicht gerecht geworden sind. Diesen Hunger und diese Gier, die wir heute an den Tag gelegt haben, wollen wir in die neue Saison mitnehmen. Wir werden nächste Saison ein anderes Gesicht zeigen."
Thomas Letsch: "Wir haben noch das Maximum herausgeholt. Wenn wir uns heute nicht freuen würden, dann wäre auch etwas schiefgelaufen."
Stephan Reiter: "Wir haben einiges vor, was den Kader betrifft. Es wird eine sehr intensive Zeit",
Rouven Schröder: "Für uns ist es am Ende positiv, auch wenn wir natürlich gerne Meister geworden wären. Das ist auch unser Anspruch im nächsten Jahr. Wir haben natürlich Luft nach oben. Jetzt kommt die Klub-WM, dann greifen wir wieder an. In gewissen Mannschaftsteilen brauchen wir Erfahrung. Die richtigen Charaktere müssen kommen, da sind wir guter Dinge. Es wird ein sehr ereignisreicher Sommer."
Manfred Fischer: "Ich habe keine Gedanken. Das einzige, was in meinem Kopf ist, ist der Ankick und der Ball nach vorn. Jeder verdient, was er verdient am Ende des Tages. Aber dieser Ausgang ist ganz, ganz hart. Der Traum, Champions-League-Qualifikation zu spielen, war so groß. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Ich weiß nicht, ob wir das jemals wieder verarbeiten können. Nach dem Cup-Halbfinale gibt es die nächste Watsche. Die Jungs sind so enttäuscht, alle sind so enttäuscht. Heute können wir uns ärgern, irgendwann werden wir es verstehen."
Dominik Fitz: "Wenn ich sagen würde, was ich gerade denke, hätte ich ein Problem. Was wir hergeschenkt haben in den vergangenen Spiele, ist unfassbar. Da ist kein anderer dran Schuld. Das sind nur wir selbst. So haben wir es nicht verdient, Erster oder Zweiter zu werden."
Stephan Helm: "Jetzt im Moment bin ich brutal enttäuscht. Wenn ich in die Gesichter in der Kabine schaue, nagt das an einem. Im Rückblick auf die Saison kann ich aber sagen, dass ich mit einer großartigen Mannschaft zusammenarbeiten durfte. Wir haben den großen Wurf nicht geschafft, aber eine große Basis für die Zukunft gelegt."
"Ich blicke sehr dankbar auf die Saison zurück, weil mir das Vertrauen vom Verein geschenkt wurde. Die Mannschaft hat an meine Ideen geglaubt. Dementsprechend bin ich stolz. Sowas kann man nicht alleine machen, sondern braucht viele gute Menschen im Team. Das ist nur das Ende von dieser Saison, aber nicht das Ende unseres Weges. Wir haben eine gute Ausgangssituation, von der wir starten können, eine bessere, als letztes Jahr."
Manuel Ortlechner: "Die Erwartungshaltung war natürlich riesig. Wir hätten es auch aus eigener Kraft schaffen können, auf den zweiten Platz zu kommen. Die Enttäuschung ist riesig. Am Ende war es trotzdem eine riesige Saison, die wir nicht ganz gekrönt haben. Wenn das Publikum auf die Saison reflektiert, wird es trotzdem die Mannschaft feiern. Ich hätte mich aber sehr für die Jungs gefreut, die Saison mit dem zweiten Platz zu krönen. Der Fußball ist sehr ehrlich und sehr hart zu einem. Du kannst aus dieser Saison sehr viel lernen. Wir können davon viel mitnehmen. Wir müssen ein bisschen abgebrühter und routinierter werden. Ich bin trotzdem stolz auf die Mannschaft."
Dietmar Kühbauer: "Ein Tor mehr und du wärst Meister geworden. Das wäre eine Sensation schlechthin gewesen. Wir haben es dann nicht gemacht, aber wir haben trotzdem eine starke Saison gespielt."
…auf die Frage, wer den Titel verdient habe: "Jeder ist würdiger Meister, der die meisten Punkte hat. Wir hätten es uns auch vielleicht verdient, aber Fakt ist, dass Sturm das besser und mehr Punkte gemacht hat und so sind sie Meister geworden."
…über die WAC-Saison im Rückblick: "Ich wünsche mir, dass wir das wiederholen können, aber es wird ganz schwierig, das zu schaffen, was diese Mannschaft in diesem Jahr geleistet hat."
…über den Cupsieg: "Das nimmt uns keiner mehr weg. Aber es ist was anderes, wenn du nur einen Punkt zum Meistergewinn brauchst."
Markus Pink: "Da sieht man, wie eng alles beisammen liegt. Ein Tor mehr und wir wären Meister, so sind wir Vierter. Man muss aber anerkennen, was der Verein heuer geleistet hat. Nach dem Cup-Titel wollten wir natürlich mehr."