"AMS-Ausbildung als Hemmschuh"

Vater wütend: "Unsere Tochter ist jetzt arbeitslos"

Weil Emilia (18) keine Lehrstelle fand, machte sie beim AMS die "überbetriebliche Lehre". Ein Unternehmen, um sie fertig ausbilden, findet sich nicht.
Aram Ghadimi
16.05.2025, 05:15

Kein Durchatmen in der Familie von Heinz G., dessen Tochter noch immer eine Lehrstelle sucht. Erst am Dienstag berichtete "Heute", dass Emilia (18, Name geändert) vom AMS NÖ eine sogenannte "überbetriebliche Lehre" angeboten bekommen hat.

„Wenn Firmen 'überbetriebliche Lehre' hören, dann fällt die Klappe und das Gespräch ist eigentlich schon aus.“
Heinz G.Vater von Emilia (18)

Jugendliche, die keine Lehrstelle finden, können bei einem externen Bildungsträger eine Ausbildung machen, die ihnen auf die reguläre Lehre angerechnet werden soll. Im Fall von Emilia kam aber bisher keine Übernahme in einen regulären Lehrbetrieb zustande.

"Es war zehn Minuten vor Dienstschluss, als mich der Chef um ein Gespräch gebeten hat", erzählt Emilia. Erst im April hat sie in der Nähe ihres Zuhauses einen kleinen Gartenbaubetrieb gefunden, um das dritte Lehrjahr zu absolvieren. "Komm mal bitte ins Büro", sagt der Gärtnermeister.

"Er hat es nett gesagt, mir keine Schuld gegeben", fasst Emilia das kurze Gespräch zusammen. Der Unternehmer, der selbst eine auszubildende Tochter hat, erklärt, dass es für Emilia in seinem Betrieb nicht mehr weiter geht.

„Die haben der jungen Frau zu wenig beigebracht.“
Gärtnermeister (anonym)Gartenbau-Lehrbetrieb in NÖ

"Zu wenig Praxis im zweiten Lehrjahr, hat es geheißen", schaltet sich jetzt Emilias Vater ein. "Wir sind auch schon tageweise durch ganz Niederösterreich gefahren", erzählt Emilias Mutter: "Wir haben bei Betrieben angeklopft, doch offenbar ist niemand mehr bereit, eine junge Frau im Gartenbau auszubilden."

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Nachgefragt beim Meisterbetrieb

"Heute" hat beim betreffenden Betrieb angerufen. Eine freundliche Stimme hebt ab – es ist der Gärntermeister: "Der Vater hat schon irgendwo recht", sagt er. "Die haben der jungen Frau zu wenig beigebracht." Sein Unternehmen sei ein kleiner Betrieb, da ginge es sich nicht aus, Nachhilfe in der Pflanzenkunde, bei Maschinen oder der Verlegung einer Bewässerung zu geben.

"Innerhalb von 14 Tagen hat mir die Wirtschaftskammer keinen Lehrvertrag zusenden können. Nirgendwo waren Praxiszeiten der jungen Frau erfahrbar", sagt der Gartenbauer, der "nichts von den privatisierten Auffanginstituten" des AMS hält. Aus seiner Sicht ist die überbetriebliche Lehre "eine unnötige Ausbildung."

AMS: "Kämpfen gemeinsam für Lehrabschluss"

"Heute" hat das AMS NÖ mit dem Vorwurf konfrontiert von der Sprecherin der Landesgeschäftsführung folgende Antwort erhalten: "Die überbetriebliche Lehre hat eine Erfolgsquote von 63 Prozent. Zwei von drei Jugendlichen schaffen so den Einstieg."

"Emilia hat sich im Juli 2022 bei uns arbeitslos gemeldet, mitten in der Pandemie. Zusätzlich hat ihr das Polytechnikum einen sonderpädagogischen Bedarf ins Abschlusszeugnis geschrieben. Das war unter den ersten Informationen, die wir hatten." Zusammen mit ihr und den Eltern habe man zuerst nach einer regulären Lehrstelle gesucht.

Als sich nach Monaten keine findet, beginnt Emilia mit der überbetrieblichen Lehre. "Die zwei Klassen Berufsschule hat sie mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen", sagt die AMS-Sprecherin. Aber beim "Verein Grünwerk", der die überbetriebliche Lehre organisierte, habe man Qualitätsmängel festgestellt und deshalb die Zusammenarbeit beendet: "Das war wirklich Pech."

Emilia kam in ein Coachingprogramm des "Netzwerk Berufliche Assistenz" (NEBA), das "Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen und Menschen mit Behinderungen bei der Ausbildungssuche, der Berufswahl und der Arbeitsplatzsicherung" helfen soll.

Gleichzeitig vermittelte sie die ibis acam Bildungs GmbH zu Arbeitseinsätzen – als "Aushilfe, zu Billig-Jobs", sagt ihr Vater. "Zum Erlernen der Praxis und zum Kennenlernen möglicher zukünftiger Arbeitgeber", entgegnet das AMS. Kurz sah es tatsächlich so aus, als wäre Emilias Zeit am AMS vorbei.

„Wir haben mit allen geredet, mit der ibis acam GmbH, dem Gartenbaubetrieb, mit Emilia, ihren Eltern und der AMS-Stelle in Bruck, weil wir wirklich das Beste für Emilia wollen“
AMS-SprecherinBüro der Landesgeschäftsstelle NÖ

Vom AMS zurück zum AMS

"Heute waren wir also wieder am AMS", sagt Heinz G. Er ist deprimiert: "So wie es aussieht, soll Emilia jetzt wieder zur ibis acam zurückkommen." Der 66-Jährige, der einst selbst eine Lehre gemacht hat, zweifelt an der Kompetenz der AMS-Dienstleister: "Ich frage mich, ob die überhaupt ausbilden dürfen. Dazu braucht es ja einen Meistertitel."

Gemeinsame Suche nach Lehrstelle

"Heute" hat ein zweites Mal bei der Sprecherin des AMS nachgefragt und Folgendes erfahren: "Wir haben mit allen geredet, mit der ibis acam GmbH, dem Gartenbaubetrieb, mit Emilia, ihren Eltern und der AMS-Stelle in Bruck, weil wir wirklich das Beste für Emilia wollen", erzählt die Sprecherin, die sich nach Dienstschluss Zeit für ein längeres Telefonat mit "Heute" genommen hat.

"Faktum ist aber, dass sich bisher kein reguläres Lehrverhältnis ergeben hat und wir gemeinsam überlegen müssen, wie es weiter geht", erklärt die Sprecherin. Auch die ibis acam sehe sie sich jetzt genauer an, versichert sie. Diesbezüglich habe sie schon Kontakt aufgenommen.

Die Region Bruck an der Leitha sei aber überschaubar, was Angebote betreffe, sagt die AMS-Sprecherin: "Am Montag ist der nächste Termin." Emilias besorgte Eltern werden auch wieder dabei sein – und die gemeinsame Suche aller Beteiligten nach einer Lehrstelle geht weiter.

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 16.05.2025, 12:54, 16.05.2025, 05:15
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