ÖBB bauen weiter aus

Trotz hartem Sparkurs bei ÖBB – 170 Mio. € für Bahnhof

Die Nordeinfahrt des Hauptbahnhofs Wiener Neustadt soll ein weiteres Gleis erhalten. Dafür nehmen die ÖBB jetzt ordentlich Geld in die Hand.
Aram Ghadimi
21.05.2025, 05:15

Trotz des von Finanzminister Markus Marterbauer verordneten Sparkurses, bleibt die ÖBB bei Investitionen in das Österreichische Bahnnetz auf der Überholspur – so jetzt auch in Wr. Neustadt, wo am Dienstag der Startschuss, für den Ausbau des dortigen Hauptbahnhofs, gefallen ist. "Heute" hat sich alle Details angesehen.

Was sich zunächst nicht so spektakulär anhört – der "Bau eines vierten Gleises, umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen der Gleisanlagen" – ist in Wahrheit eines der wichtigsten Projekte der Bahn. Denn, der Bahnhof Wiener Neustadt ist einer der Knotenpunkte mit den meisten Zugshalten in ganz Österreich.

Ein 3D-Redering der künftigen Nordeinfahrt des Bahnhofs in Wiener Neustadt.
ÖBB

170 Millionen für wichtigen Knoten

170 Millionen Euro sollen jetzt in die wichtige Drehscheibe südlich von Wien investiert werden. Sechs Bahnlinien laufen dort zusammen. Zu Spitzenzeiten hält dort nahezu jede Minute ein Zug bzw. über 40 Züge pro Stunde. Ein Ausfall dieses Knotens hätte sehr gravierende Folgen für Pendler in Niederösterreich.

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Umgekehrt betrachtet, führt ein Ausbau an diesem Knotenpunkt zu umfangreichen Kapazitätssteigerungen, mit überregionalen Vorteilen. Denn, auch der internationale Bahn-Fernverkehr durchfährt Wiener Neustadt. Genau diese Fernzüge sollen jetzt verlegt werden.

Nämlich von den Gleisen der Südbahn, die über Graz bis nach Italien führen, auf die Gleise, der Pottendorfer Linie. Diese Änderung des Streckenabschnitts wird für Fernreisende keinen Unterschied machen, aber auf der Südstrecke mehr Nahverkehrszüge ermöglichen. Ein Vorteil für Pendler und Regionalreisende.

Weniger Ausfälle und Verspätungen

Und noch einen Vorteil werden Zugreisende künftig erleben. Die neuen Weichenverbindungen bringen vielfältige Ausweichmöglichkeiten, was im Fall einer Störung sehr hilfreich ist. Betriebseinschränkungen und Unregelmäßigkeiten werden sich dadurch reduzieren lassen.

Für Wiener Neustadts Bürgermeister, Klaus Schneeberger, ist der "Ausbau des Hauptbahnhofs ein wichtiger Schritt für die Entwicklung unserer Stadt. Er wird die Mobilität und Erreichbarkeit für die Bürgerinnen und Bürger von Wiener Neustadt und der gesamten Region verbessern und gleichzeitig neue Möglichkeiten für den Nahverkehr schaffen."

Von Seiten der ÖBB heißt es, dass das Projekt die Lebensqualität der Anrainerinnen und Anrainer verbessern werde: "Mit diesem Ausbauprojekt setzen wir einen wichtigen Schritt für die Zukunft des Nah- und Fernverkehrs in der Region. Die Erweiterung auf vier Gleise wird die Kapazität und Flexibilität des Wiener Neustädter Hauptbahnhofs erheblich verbessern", sagt Judith Engel, Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG, beim gemeinsamen Spartenstich. Man werde so den steigenden Anforderungen im Bahnverkehr gerecht.

Andere Projekte verzögert

Anderenorts muss die ÖBB jetzt ihre Pläne auf Eis legen: Die Politik arbeitet gerade das Defizit der letzten Jahre auf und hat dem Staat einen strengen Sparkurs verordnet. Darunter fällt auch der Infrastrukturbereich, wo 2026 bis zu 830 Millionen Euro eingespart werden sollen.

1,4 Milliarden weniger

Noch 2023 sprachen die ÖBB noch von 21,1 Milliarden, die investiert werden sollen. Das stand im damaligen Rahmenplan. Der Sparstift macht jetzt einen Strich durch diese Rechnung. Und der Rahmenplan musste empfindlich zusammengekürzt werden. Im neuen Rahmenplan von 2025 bis 2030 stehen nur noch 19,7 Milliarden Euro Investitionsbudget – 1,4 Milliarden weniger als noch vor 2 Jahren.

"Der Ausbau der leidgeplagten Nordbahn sowie die Planungen für den Ausbau der Laaer Ostbahn werden mit Verzögerungen um mehrere Jahre auf die lange Bank geschoben", klagte kürzlich Grünen-Verkehrssprecher Georg Ecker. Ausbaupläne für Laaer Ostbahn und Nordwestbahn würden jetzt gänzlich fehlen. Das Wiener Umland zahle wieder einmal am meisten drauf, klagte Ecker.

Pendler zwischen Wien und Wiener Neustadt profitieren

Dass das nicht pauschal für das gesamte Wiener Umland gilt, zeigt die Aussicht auf eine schnellere Taktung zwischen Wien und Wiener Neustadt. "Mit dem neuen vierten Gleis wird die Grundlage geschaffen, dass Pendler ab 2030 im 15-Minuten-Takt und in rund 30 Minuten zwischen Wien und Wiener Neustadt unterwegs sein können", sagt der Landtagsabgeordnete Philipp Gerstenmayer (FPÖ).

Der Ausbau des Nordkopfs sei weit mehr als ein Bauprojekt: "Es ist eine Investition in die Stabilität und Verlässlichkeit des öffentlichen Verkehrs und bedeutet mehr Komfort und mehr Lebenszeit für tausende Menschen." Gleichzeitig würden die Wiener Neustädter von neuen Lärmschutzwänden, sicheren Rad- und Gehwegen sowie eine verbesserte Straßenunterführung Pöckgasse profitieren.

Lange Liste an Baumaßnahmen

Das bedeutet konkret: Zwischen der HTL und der Pöckgasse rollen bald die Bagger an. Um das vierte Gleis zu bauen, muss der Bahnkörper aufwendig verbreitert und mit Stützmauern auf einer Länge von 1,2 Kilometern gesichert werden.

Gleich vier Eisenbahnbrücken – darunter jene über die Fischauer Gasse, die Warme Fischa und die Kollonitschgasse – werden neu errichtet oder adaptiert. Auch die Straßenunterführung bei der Pöckgasse bekommt ein Facelift: breiter, moderner, mit eigenem Gehsteig. Die neuen Lärmwände kommen zwischen der Pernerstorfer Straße und der B17.

Der Zeitplan

Schon diese Woche beginnen die Bauarbeiten. In der ersten Phase werden bis Oktober 2025 Sicherungen für die besagten Stützmauern errichtet. Diese sogenannte Baugrubensicherung besteht aus einer Spritzbetonwand, die durch Ausläufer (Anker) abgesichert wird. Von Lärmbelastungen ist auszugehen. Das Trostpflaster: Auch der Lärmschutz bekommt ein Upgrade. Der Abschluss der Arbeiten ist für 2029 geplant.

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