Strahlend blauer Himmel, 25 Grad – Postkartenwetter am Sonntag in der Ewigen Stadt. Staats- und Regierungschefs, gekrönte Häupter sowie Gläubige aus aller Welt waren zur Amtseinführung des ersten US-Amerikaners am Stuhl Petri gekommen.
"Heute" war auf dem Petersplatz vor Ort, begleitete die österreichische Delegation (21 Personen) – angeführt von Bundeskanzler Christian Stocker (VP) und Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FP).
Bereits 55 Minuten vor dem Beginn der Messe zeigte sich Papst Leo XIV., vormals Robert Prevost, der Menschenmassen. Im offenen Papamobil drehte er Runde um Runde – begleitet von "Papa Leone"-Rufen. Bei dem Festgottesdienst bekam der Heilige Vater dann die Insignien seiner Macht verliehen – den goldenen Fischerring mit dem Abbild des Apostel Petrus und das Pallium, eine Stola aus reiner Schafwolle.
In seiner Predigt, die bei seinen Vorgängern häufig auch die Stoßrichtung des Pontifikats vorgegeben haben, war viel von "Liebe" und "Einheit" die Rede.
Dem Augustiner schwebt "eine missionarische Kirche" vor – ein eindeutiger Brückenschlag zu seinem Vorgänger Papst Franziskus, der stets eine "arme Kirche für die Armen" eingefordert hatte und der selbst auf jeden Luxus verzichtete.
Wortgewaltig trat er ein für "eine Welt, in der Frieden herrscht". Der Zwist solle "sofort aufhören", so der Pontifex. Dafür gab es Applaus und frenetische "Viva il Papa!"-Rufe ("Es lebe der Papst") in Rom. Leo XIV. sprach drei Konfliktherde auf der Welt (Gaza, Ukraine, Myanmar) konkret an und traf am Sonntag Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski.
Auch JD Vance bekam eine Audienz. Er war in Vertretung von Donald Trump nach Rom gekommen. Eine Begegnung mit weltpolitischer Brisanz, bekanntlich hatte Trumps Vize den Eklat im Oval Office massiv befeuert.
Weitaus harmonischer ging das Kennenlernen von Österreichs Bundeskanzler mit dem Pontifex über die Bühne. Nach der zweistündigen Messe traf er im Dom auf ihn – und sprach gleich eine Einladung nach Österreich aus. Leo war im November des Vorjahres zuletzt in Wien. Wie Stocker die Chancen auf ein baldiges Dacapo einschätzt? "Ich würde mich freuen", so der Kanzler. "Aber es ist natürlich eine Entscheidung, die vom Terminkalender des Papstes abhängt."
Rund zwei Minuten dauerte das Gespräch (auf Englisch), der Heilige Vater hat gelächelt. Der VP-Chef zu "Heute": "Es war ein besonderer Moment. Solche Tage hat man nicht oft im Leben. Diese Eindrücke nehme ich mit aus Rom. Dem Papst wurde viel Sympathie von den Gläubigen am Petersplatz entgegengebracht. Ich hoffe, dass die Stimme des Papstes für Frienden und Toleranz Gehör findet." Stocker nützte die Inauguration auch, um mit anderen Staats- und Regierungschefs einige Worte zu wechseln.
Bekommt Wien nun bald einen Nachfolger für Christoph Schönborn? Unklar. Der Kanzler drückte es nach seiner Reise in die Ewige Stadt diplomatisch aus: "Ich hoffe, dass wir relativ bald wieder einen Erzbischof haben werden." Leo XIV. kennt die Situation jedenfalls, leitete bisher die "Personalabteilung" im Vatikan...