Der Hamburger Unternehmer Klaus-Michael Kühne hat genug. In einem schonungslosen Interview mit der deutschen "Welt" spricht der 87-jährige Milliardär über seine gescheiterte Investition in René Benkos Signa-Gruppe – und lässt dabei kein gutes Haar am einstigen Immobilien-Star aus Tirol. "Ich bin einem Ganoven ersten Ranges auf den Leim gegangen", sagt Kühne offen. "Er hat es verdient, im Gefängnis zu sitzen."
Kühne, der mit einem Privatvermögen von geschätzten 40 Milliarden Euro als reichster Deutscher gilt, war über seine Holding mit mehreren Hundert Millionen Euro bei Benkos Signa beteiligt. Die Summe, so der Logistik-Tycoon, sei für ihn zwar "verkraftbar", aber dennoch ein herber Schlag – immerhin habe er rund eine halbe Milliarde Euro verloren.
Das Vertrauen in Benko sei bereits Ende 2022 erschüttert gewesen. Bei einem Treffen in Hamburg ließ Kühne den selbsternannten Wunderwuzzi kurzerhand am Tisch sitzen – wortlos, aber mit einer klaren Botschaft. Wenig später folgte ein schriftlicher Rückzug aus dem Signa-Konstrukt: "Das Vertrauen ist zerstört." Benkos spätere Versuche, das Gespräch wieder aufzunehmen, wurden ignoriert.
Heute zeigt sich Kühne selbstkritisch: "Ich habe mich einlullen lassen." Der erfahrene Geschäftsmann gibt zu, das komplexe Firmengeflecht der Signa-Gruppe nicht durchblickt zu haben – ein Fehler, der ihm teuer zu stehen kam. Die harschen Worte an Benko sind auch Ausdruck einer tiefen persönlichen Enttäuschung. Kühne spricht nicht wie jemand, der bloß Geld verloren hat – sondern wie jemand, der sich betrogen fühlt.
Trotz allem bleibt Kühne unternehmerisch aktiv. Beim halbfertigen Elbtower in Hamburg – einst eines der Prestigeprojekte der Signa – zeigt er Bereitschaft, sich an einer neuen Investorenrunde zu beteiligen. Voraussetzung: Ein tragfähiges, glaubwürdiges Konzept von Stadt und neuen Partnern. Kühne will helfen, das Projekt zu retten – aber nur unter klaren Bedingungen.
Die Causa Benko ist für Kühne abgeschlossen – doch der Elbtower soll nicht zur Bauruine verkommen. Der reichste Mann in Deutschland denkt voraus, aber vergisst nicht, wer ihn reingelegt hat.
Für René Benko gilt die Unschuldsvermutung.