Nach dem Rückzug von Werner Kogler als Grünen-Bundessprecher will Leonore Gewessler seine Nachfolgerin werden. Bei einem Bundeskongress der Grünen findet die Wahl für den Chefposten statt, die Ex-Ministerin gilt dabei als klare Favoritin.
In einem jüngsten APA-Interview ließ die Politikerin andeuten, dass sie – sollte sie die Wahl gewinnen – ihre Partei umkrempeln möchte. Am Grünen Markenkern wolle sie trotzdem nicht rütteln: "Wenn die Grünen nicht vor dem Klima- und Umweltschutz stehen, dann fährt der Abrissbagger nicht nur durch die Lobau, sondern durch die Unterstützung, die die Menschen in unserem Land haben, damit sie tatsächlich Klimaschutz machen können."
"Wir müssen wieder besser werden in unserer Politik", meinte Gewessler generell. Diese dürfe nicht nur im Hörsaal und im "gescheiten Konzept" funktionieren, sondern auch am Wirtshaustisch und im Wohnzimmer.
Im Rahmen einer Österreich-Tour soll das jetzt auch gelingen. Bei ihren Terminen unter dem Titel "Auf ein Bier mit Leonore" will die Ex-Ministerin ab Mai mit (potenziellen) Wählern ins Gespräch kommen, nachdem dies im Zuge der grünen Regierungsbeteiligung zu kurz gekommen sei. Das erste Treffen findet am 5. Mai in Gablitz (NÖ) statt. Sie wolle "tatsächlich zuhören, was erwarten sich die Menschen von uns. Wir haben Wahlen verloren. Das heißt, wir müssen aus den Dingen lernen, die wir nicht gut gemacht haben, und sie besser machen für die Zukunft", so Gewessler.
"Keine Reden, keine Mikrofone, keine Podiumsdiskussion. Wir stellen ein paar Tische, Sessln, eine Jause, was zu trinken und offene Ohren zur Verfügung", heißt es auf der Webseite der Grünen.
Trotzdem blickt die Politikerin positiv auf die grüne Regierungsbeteiligung in der Koalition mit der ÖVP zurück. Sie verwies auf gesunkene CO2-Emissionen, die Einführung des Klimatickets, den Photovoltaik-Ausbau, die Valorisierungsautomatik für Sozialleistungen oder auch den EU-Renaturierungsbeschluss. Angesprochen auf ihren Alleingang bei der EU-Abstimmung, bei der die VP-Grünen-Koalition beinahe geplatzt ist, sagte sie, dass das "eine wichtige und richtige Entscheidung" gewesen sei. "Ich würde sie wieder genauso machen."