Was ist mit der Erdkruste los?

US-Städte versinken in der Erde, Südafrika hebt sich

Forscher sind rätselhaften Hebungen und Senkungen der Erdkruste auf der Spur. Sie dürften die Ursache für die Phänomene gefunden haben.
Bernd Watzka
14.05.2025, 12:01

Unsere Welt verändert sich – auch tektonisch: Laut einer neuen Studie sinken Großstädte in Nordamerika pro Jahr um fünf Millimeter ab. Aus China sind ähnliche Phänomene bekannt. Gleichzeitig hebt sich der Erdboden an einem ganz anderen Ort der Erde – in Südafrika.

Satellitendaten zeigen Landbewegungen

Eine neue Studie im Fachmagazin "Nature Cities" beweist, dass die 28 bevölkerungsreichsten Städte in den USA unterschiedlich stark sinken. Untersucht wurde Metropolen mit mehr als 600.000 Einwohnern. Die Forscher werteten Satellitendaten von 2015 bis 2021 aus – so konnten sie Landbewegungen millimetergenau darstellen.

Städte sinken über fünf Millimeter pro Jahr ab

Ergebnis der Studie: Städte wie Las Vegas, New York City oder Houston sinken mehr als fünf Millimeter pro Jahr ab. Für hohe Gebäude könnte diese Absenkung sehr gefährlich werden. Bedenklich groß sind auch die betroffenen Stadtgebiete: In 25 der untersuchten 28 Städte sanken laut der Studie zwei Drittel der Stadtfläche ab.

Houston sinkt am schnellsten ab

34 Millionen Menschen leben in den betroffenen US-Gebieten. Die am schnellsten sinkende Stadt ist Houston. Mehr als 40 Prozent der Fläche sinken dort um mehr als fünf Millimeter pro Jahr, zwölf Prozent sinken sogar um zehn Millimeter jährlich.

Zu den am schnellsten sinkenden Regionen gehören auch Gebiete rund um den New Yorker Flughafen LaGuardia sowie Teile von Las Vegas, Washington, D.C. und San Francisco.

Überschwemmungen als Folge

In New York City, Chicago, Los Angeles, Phoenix, Houston, Philadelphia, San Antonio und Dallas leben mehr als 60 Prozent der Menschen auf absinkenden Böden. Diese acht Städte erlebten seit 2000 mehr als 90 schwere Überschwemmungen, die laut Studie teils auf die Absenkung zurückzuführen seien.

Fehlendes Grundwasser führt zum Absinken

Woran liegt das Absinken? Am fehlenden Grundwasser. Zusätzlich zur Messung der Höhenunterschiede analysierten die Forscher die Grundwasserentnahmen in den betroffenen Gebieten. Ergebnis: Die Grundwasserentnahme für den menschlichen Gebrauch ist zu 80 Prozent an der Absenkung schuld.

Wird das Grundwasser nicht wieder aufgefüllt, stürzen die Bereiche ein, aus denen es abgepumpt wurde – was zum Absinken an der Oberfläche führt. In Texas wird das Problem durch die Förderung von Erdöl und Gas noch verschärft.

Südafrika hebt sich jährlich um 6 Millimeter

Während US-Städte sinken, hebt sich Südafrika. Ganze Landmassen steigen dort Jahr für Jahr um rund sechs Millimeter an, erklärt Makan Karegar vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn. Auch in Südafrika könnten Verluste an Grundwasser verantwortlich sein – mit gegenteiliger Wirkung:

Die Erde beult sich aus, wenn Landmassen austrocknen. Forscher vergleichen das dortige Phänomen mit einem Schaumstoffball, auf den zuvor Druck ausgeübt wurde. Nimmt man den Druck (das Wasser) weg, beult sich der Ball (die Erdkruste) aus – sie "federt" nach oben, wie eine Matratze, von der der Druck weggenommen wird.

Auswirkungen der Klimakrise auf das Grundwasser

Globale Erwärmung verändert Niederschlagsmuster

  • Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf den globalen Grundwasserspiegel. Durch steigende Temperaturen erhöht sich die Verdunstung, während veränderte Niederschlagsmuster dazu führen, dass in vielen Regionen weniger Wasser als früher ins Grundwasser einsickert. Dies kann zu sinkenden Grundwasserspiegeln und Wasserknappheit führen. Gleichzeitig nehmen Extremwetterereignisse wie Starkregen und Dürren zu, was die Wasserverfügbarkeit weiter destabilisiert.
  • Ein weiteres Problem ist die steigende Grundwassertemperatur, die die Wasserqualität beeinträchtigen kann. Höhere Temperaturen können die Konzentration von Schadstoffen wie Arsen und Mangan erhöhen und das Wachstum von Krankheitserregern begünstigen. In extremen Szenarien könnten künftig bis zu 600 Millionen Menschen in Regionen leben, in denen das Grundwasser nicht mehr als Trinkwasserquelle genutzt werden kann.
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