Unsere Welt verändert sich – auch tektonisch: Laut einer neuen Studie sinken Großstädte in Nordamerika pro Jahr um fünf Millimeter ab. Aus China sind ähnliche Phänomene bekannt. Gleichzeitig hebt sich der Erdboden an einem ganz anderen Ort der Erde – in Südafrika.
Eine neue Studie im Fachmagazin "Nature Cities" beweist, dass die 28 bevölkerungsreichsten Städte in den USA unterschiedlich stark sinken. Untersucht wurde Metropolen mit mehr als 600.000 Einwohnern. Die Forscher werteten Satellitendaten von 2015 bis 2021 aus – so konnten sie Landbewegungen millimetergenau darstellen.
Ergebnis der Studie: Städte wie Las Vegas, New York City oder Houston sinken mehr als fünf Millimeter pro Jahr ab. Für hohe Gebäude könnte diese Absenkung sehr gefährlich werden. Bedenklich groß sind auch die betroffenen Stadtgebiete: In 25 der untersuchten 28 Städte sanken laut der Studie zwei Drittel der Stadtfläche ab.
34 Millionen Menschen leben in den betroffenen US-Gebieten. Die am schnellsten sinkende Stadt ist Houston. Mehr als 40 Prozent der Fläche sinken dort um mehr als fünf Millimeter pro Jahr, zwölf Prozent sinken sogar um zehn Millimeter jährlich.
Zu den am schnellsten sinkenden Regionen gehören auch Gebiete rund um den New Yorker Flughafen LaGuardia sowie Teile von Las Vegas, Washington, D.C. und San Francisco.
In New York City, Chicago, Los Angeles, Phoenix, Houston, Philadelphia, San Antonio und Dallas leben mehr als 60 Prozent der Menschen auf absinkenden Böden. Diese acht Städte erlebten seit 2000 mehr als 90 schwere Überschwemmungen, die laut Studie teils auf die Absenkung zurückzuführen seien.
Woran liegt das Absinken? Am fehlenden Grundwasser. Zusätzlich zur Messung der Höhenunterschiede analysierten die Forscher die Grundwasserentnahmen in den betroffenen Gebieten. Ergebnis: Die Grundwasserentnahme für den menschlichen Gebrauch ist zu 80 Prozent an der Absenkung schuld.
Wird das Grundwasser nicht wieder aufgefüllt, stürzen die Bereiche ein, aus denen es abgepumpt wurde – was zum Absinken an der Oberfläche führt. In Texas wird das Problem durch die Förderung von Erdöl und Gas noch verschärft.
Während US-Städte sinken, hebt sich Südafrika. Ganze Landmassen steigen dort Jahr für Jahr um rund sechs Millimeter an, erklärt Makan Karegar vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn. Auch in Südafrika könnten Verluste an Grundwasser verantwortlich sein – mit gegenteiliger Wirkung:
Die Erde beult sich aus, wenn Landmassen austrocknen. Forscher vergleichen das dortige Phänomen mit einem Schaumstoffball, auf den zuvor Druck ausgeübt wurde. Nimmt man den Druck (das Wasser) weg, beult sich der Ball (die Erdkruste) aus – sie "federt" nach oben, wie eine Matratze, von der der Druck weggenommen wird.
Auswirkungen der Klimakrise auf das Grundwasser