Ein Sommertag im beliebten Kampbad in Langenlois (NÖ) endete für ein Wiener Akademikerpaar am Landesgericht Krems. Denn was als harmloser Badeausflug begann, eskalierte, als sich eine Gruppe junger Leute in der Nähe ihrer Schattenoase niederließ.
Der 63-jährige Jurist, ein angesehener Lehrender an Universitäten, soll laut Zeugenaussagen völlig ausgerastet sein: Erst schleuderte er einen Sessel der Gruppe durch die Luft, dann schubste er einen Badegast und verpasste ihm einen Faustschlag.
Es war kein Hitzekopf im Teenageralter, der da vor Gericht stand – sondern ein älterer Herr mit akademischem Ansehen. Doch Einsicht? Fehlanzeige. "Es kann sein, dass ich nicht überschwänglich freundlich war", rechtfertigte sich der Uni-Dozent schnippisch. Statt Reue zeigte er im Saal lieber Eifer – und befragte einen Zeugen gleich selbst, immer wieder, bis der Richter dazwischenfuhr: "Sie können nicht weiterfragen, nur weil Ihnen die Antwort nicht gefällt."
Laut "Kronen Zeitung" war der Auftritt des Uni-Lektors vor Gericht geprägt von Arroganz und Realitätsferne. Selbst als der letzte Zeuge den Schlag bestätigte, blieb der Angeklagte uneinsichtig. Sein Verhalten sei eine Reaktion darauf gewesen, dass man ihm zu nahe kam – ein Argument, das der Richter nicht gelten ließ. "Wenn wir dem die Überhand geben, dann sind wir wieder im Wilden Westen", stellte er klar.
Das Urteil: 30.600 Euro Geldstrafe für den Juristen – ohne Eintrag im Strafregister. Seine Frau, eine pensionierte Lehrerin, wurde hingegen wegen Falschaussage zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt. Beide meldeten umgehend Berufung an. Der Richter zeigte sich am Ende überzeugt: "Das Verhalten war vollkommen unangebracht." Und fügte hinzu: Der Mann habe einen "vehement verschobenen moralischen Kompass". Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.