Über die beliebten Abnehmspritzen Wegovy, Ozempic & Co. werden immer mehr Nebenwirkungen bekannt: "Ozempic-Gesicht", "Ozempic-Fuß", "Ozempic-Zunge" und "Ozempic-Zähne". Auch die Fruchtbarkeit dürfte nicht außen vor bleiben. Weil die Spritze den Appetit zügelt, müssen Anwender darauf achten, keine Nährstoffmängel zu erleiden.
"Klinische Ernährungsberater und Endokrinologen haben bei GLP-1-Anwendern bereits einen Mangel an Protein, Vitamin B12, Vitamin D, Eisen, Kalzium und Folsäure dokumentiert, insbesondere wenn der Gewichtsverlust 10 % des Ausgangswerts übersteigt", so Ayla Barmmer, registrierte Ernährungsberaterin und Expertin für reproduktive Gesundheit gegenüber der "New York Post". Diese fehlenden Nährstoffe spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Eizellen und Spermien, der Hormonproduktion und der Gesundheit des Embryos.
Erschwerend kommt hinzu, dass plötzlicher Gewichtsverlust oder Unterernährung das Alarmsystem des Gehirns auslösen. Infolgedessen bremst der Hypothalamus die Produktion von Fortpflanzungshormonen, um Energie zu sparen. "Bei Frauen kommt es tendenziell zuerst zu Zyklusveränderungen, während bei Männern nach erheblichem Gewichtsverlust häufiger ein sinkender Testosteronspiegel, ein geringeres Spermienvolumen und ein verringertes Bewegungsvermögen auftreten", sagte Barmmer. Bei Frauen kann dies auch zu Lutealphasendefekten führen, bei denen die Gebärmutterschleimhaut nicht dick genug wird, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen.
Doch überraschenderweise kam es bei manchen Frauen zu gegenteiligen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit, was zur Geburt des sogenannten "Ozempic-Babys" führte – darunter auch jene, denen zuvor gesagt worden war, sie könnten nicht schwanger werden.
Barmmer sagte, dass die Steigerung der Fruchtbarkeit wahrscheinlich auf die Fähigkeit der Medikamente zurückzuführen sei, die Insulinempfindlichkeit zu verbessern und systemische Entzündungen zu reduzieren.
Beispiel: Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit bei Frauen, die oft zu unregelmäßigen oder ausbleibenden Perioden führt. "Bei Frauen mit PCOS konnte gezeigt werden, dass GLP-1 den Eisprung wiederherstellt, was vor allem auf die positive Auswirkung auf die Insulinempfindlichkeit zurückzuführen ist", erklärte Barmmer. Ihr zufolge wurden GLP-1-Rezeptoren in der Gebärmutterschleimhaut, den Eierstöcken und den Hoden gefunden, wo sie Entzündungen und die Bildung von Bindegewebe bekämpfen können, das die Fruchtbarkeit beeinträchtigt. Dies könnte das Gedeihen der Eierstöcke und die Einnistung von Embryonen fördern. Es könnte sogar die Spermienqualität steigern und so Konzentration und Beweglichkeit verbessern.
"Es ist ein schmaler Grat: Es gibt Vorteile für die Fruchtbarkeit, solange der Nährstoffbedarf gedeckt wird. Ein Großteil des Risikos ist darauf zurückzuführen, dass beim Abnehmen nicht sorgfältig auf die Deckung des Nährstoffbedarfs geachtet wird. Dieses Risiko kann jedoch gemindert werden".
Wer also die Abnehmspritze nimmt und eine Familie plant, muss sie deshalb nicht abrupt absetzen, sondern auf eine gute Nährstoffversorgung achten. Manche tun dies mithilfe regelmäßiger Blutuntersuchungen, andere setzen die Dosis acht bis zehn Wochen vor dem Kinderwunsch aus, um dem Medikament Zeit zu geben, aus dem Körper auszuscheiden.
