"Österreich ist frei!" – mit diesen berühmten Worten von Leopold Figl begann Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) am Donnerstagabend seine Rede beim Staatsakt zum 70. Jahrestag des Staatsvertrags.
"Diese drei Worte sind mehr als ein historischer Satz. Sie sind ein Vermächtnis", so Stocker und erinnerte an den historischen Moment von 1955, als Österreich seine "lang ersehnte Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität" zurückerlangte.
Nach einem Jahrzehnt war die alliierte Besetzung vorbei und "unsere Vorfahren waren wieder Herr im eigenen Haus", fuhr Stocker fort. Und während andere Länder geteilt wurde, "blieb Österreich ein Ganzes".
"Unser Land wuchs immer stärker zusammen – weil Mut, Einigkeit und Pragmatismus stärker waren als Gräben und Parteigrenzen", betonte der Bundeskanzler. "Das aufeinander Zugehen und das Überwinden von Gräben hat Österreich zu dem gemacht, was es heute ist: Eine lebendige, stabile und widerstandsfähige Republik. Und eines der schönsten, wohlhabendsten und sichersten Länder dieser Erde", so der Kanzler.
„Damals wie heute gilt: Die Stärke des Rechts und nicht das Recht des Stärkeren ist unsere Maxime“Bundeskanzler Christian Stocker
Im Jahr 2025 lebe man in einer anderen Welt. Die Souveränität stehe außer Frage – "aber die Bedeutung der Freiheit ist gewachsen". "Denn weltweit erleben wir, dass die individuelle Freiheit, Demokratie und Pluralismus zunehmend unter Druck geraten, ja sogar angegriffen werden", so Stocker.
Ein unverzichtbarer Teil "unseres Selbstverständnisses" sei dabei die Neutralität. "Unsere Neutralität war und ist niemals eine Gesinnungsneutralität. Denn: Neutralität heißt nie Gleichgültigkeit. Niemals gleichgültig gegenüber Unrecht, niemals neutral gegenüber Angriffen auf die Freiheit anderer", stellte Stocker klar.
"Damals wie heute gilt: Die Stärke des Rechts und nicht das Recht des Stärkeren ist unsere Maxime", betonte der Kanzler.
Beim Thema Freiheit griff Bundeskanzler Christian Stocker zu mahnenden Worten: "Freiheit wird nie geschenkt – sie muss immer wieder neu errungen werden. Heute sehen wir, wie zerbrechlich Freiheit sein kann". Dabei nannte er unter anderem den Krieg in der Ukraine und Diktaturen und autoritäre Systeme in anderen Ländern.
Doch auch in Österreich müsse man sich in Acht nehmen, "wo durch Populismus, Polarisierung und Desinformation versucht wird, unsere Gesellschaft zu unterminieren und unsere Demokratie zu destabilisieren."
"Gegen diese Entwicklungen müssen wir uns wehren. Wir müssen in unsere Widerstandsfähigkeit und Verteidigungsfähigkeit investieren – auch in die geistige – und gemeinsam unser Lebensmodell bewahren und schützen", hielt Stocker fest.
Deshalb ist es auch so wichtig, dass Freiheit weiterhin als eine Aufgabe betrachtet werde. Denn "Freiheit verlangt Mut, dort aufzustehen, wo Unrecht geschieht, Zusammenhalt, wo Spaltung droht und Vertrauen, wo Angst den Blick verengen will".
Die Generation von 1955 habe gezeigt, was möglich ist und "es liegt nun an uns, ihr Werk weiterzuführen". "Es liegt an uns, dass diese Freiheit lebendig bleibt. Es liegt an uns, sie zu verteidigen. Und es liegt an uns, sie zu gestalten", so Bundeskanzler Christian Stocker abschließend.