Sie prügeln, rauben, bedrohen – und lachen dem Staat ins Gesicht. In Teilen Wiens eskaliert die Jugendkriminalität: In Meidling, in der Donaustadt und in Floridsdorf berichten Anwohner von täglichen Attacken, Einschüchterungen und Vandalismus. Die Polizei kennt Kinder, die allein über 100 Straftaten begangen haben – manche sogar mehrere Hundert.
Einige wenige Kinder sorgen für über tausend Delikte – wir berichteten. Die Behörden sind am Limit. Jetzt soll ein drastisches Maßnahmenpaket die Spirale der Gewalt stoppen.
"Es war erschütternd, dass sich der Staat gegen Personen, wenn diese nicht wollen, nicht wehren kann. Das wird sich ändern", sagte Walter Dillinger, Chef-Ermittler der Wiener Polizei gegenüber der APA. Gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt und der Jugendhilfe (MA 11) wurde ein Fünf-Punkte-Plan geschnürt, der ab Juni umgesetzt wird.
Im Zentrum stehen Frühwarnsysteme, intensive Betreuung und – als letzter Schritt – geschlossene Einrichtungen für Kinder, die völlig außer Kontrolle geraten sind. In Wien gibt es derzeit rund 30 bis 40 solcher Intensivtäter, etwa zehn bis fünfzehn Plätze sind in Planung.
Mit 1. Juni startet "KISI", ein neues Frühinterventionssystem für sogenannte Schwellentäter: Kinder, die das erste Mal straffällig werden, erhalten gemeinsam mit ihren Eltern eine sicherheitspolizeiliche Beratung. Danach beginnt ein Monitoring, das bei weiteren Vorfällen weitere Schritte nach sich zieht.
Begleitet wird das Kind von Sozialarbeitern. Ziel ist: Früh eingreifen, bevor ein Kind abgleitet. Wer trotzdem immer wieder straffällig wird, rutscht in die nächste Stufe des neuen Modells.
Für unmündige Intensivtäter, die über fünf polizeiliche Vormerkungen pro Jahr haben, soll es künftig ein neues Vertrauenssystem geben: Orientierungshilfe mit festen Bezugspersonen. Diese Kinder sind meist durch Heimwechsel traumatisiert, gelten als "Systemsprenger".
Doch auch dieses Modell hat seine Grenzen. Kinder mit 50 oder mehr Straftaten pro Jahr – und ihre Zahl nimmt zu – sollen künftig vorübergehend in geschlossenen Einrichtungen untergebracht werden können. Die rechtliche Grundlage dafür fehlt noch, politisch ist das Vorhaben aber bereits gewollt.