Es kreucht und fleucht wieder im hohen Gras, Gebüsch und Unterholz - die Zeckensaison hat begonnen. Doch nicht nur der in Österreich heimische Gemeine Holzbocktreibt jetzt sein Unwesen, aufgrund der Klimaerwärmung fühlen sich auch immer mehr exotische Exemplare hierzulande wohl. Darunter die tropische Riesenzecke "Hyalomma marginatum".
Das Erschreckende an dieser Zeckenart: "Sie wartet nicht, bis ihr Opfer vorbeikommt, sondern nimmt die Sache selbst in die Hand. Tatsächlich laufen diese Zecken sehr schnell, was an Spinnen erinnert. Vermutlich gruseln sich deshalb so viele Menschen vor dieser Art", erklärt Anja Joachim, Leiterin des Instituts für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, gegenüber "Heute". Ein weiterer Grund, der Riesenzecke nicht unbedingt über den Weg laufen zu wollen, sind die Infektionskrankheiten, die sie übertragen kann. Denn neben Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose, wie beim Gemeinen Holzbock, kann dies auch das Krim-Kongo-Fieber sein. Die virale Erkrankung führt zu Blutungen und verläuft in fünf bis 30 Prozent der Fälle tödlich.
Während vor FSME eine wirksame Impfung schützt, gibt es gegen Borreliose oder das Krim-Kongo-Fieber weder Impfung noch Medikamente. Damit gilt es umso mehr, sich die Plagegeister vom Leib zu halten. "Am besten geht das, indem man regelmäßig entsprechende Mittel aufsprüht. Autan, Nobite oder Anti Brumm funktionieren bei Zecken ganz gut", so die Expertin. Vor allem eine ganz bestimmte Körperstelle sollte besonders gut eingesprüht werden: "Die Knöchel! Die Zecken fallen in der Regel nicht, wie man lange glaubte, von den Bäumen, sondern halten sich im Dickicht und hohen Gras auf, von wo aus sie die Socken hochklettern."
„Die Socken über die Hose zu ziehen, funktioniert nicht.“
An diesem Punkt klärt die Parasitologin auch gleich über einen weit verbreiteten Mythos auf. "Die Socken über die Hose zu ziehen, funktioniert nicht, die Tiere finden trotzdem den Weg", sagt Joachim.
Wichtig sei zudem, sich immer abzusuchen, denn sticht eine Zecke doch einmal zu, dann sollte sie so schnell wie möglich entfernt werden. "Als Infektionsprophylaxe gilt, je schneller, desto besser. Zumindest Borrelien werden erst 24 bis 48 Stunden nach Beginn des Saugaktes auf den Menschen übertragen. FSME leider sofort." Problemlos gelingt das mit einer Zeckenpinzette, einem Zeckenhaken oder einer Zeckenkarte.
Wer im Wald oder auf Lichtungen unterwegs ist, sollte in der Mitte des Weges gehen und nicht am Rand. Im eigenen Garten könne man nur den Rasen kurz halten und darauf achten, dass es keine Mäuse gibt, um gegen Zecken vorzugehen.
Die "Hyalomma marginatum" betreffend rät Joachim, sich mehr und öfter mit einem Zeckenschutz einzusprühen. "Vor jedem Ausflug die Schuhe und Socken." Allerdings merkt die Expertin auch an, dass es sehr unwahrscheinlich sei, einer solchen Riesenzecke in Österreich zu begegnen. "Einzelne Exemplare kommen zwar jedes Jahr mit Zugvögeln aus Afrika und dem Osten zu uns, haben sich jedoch noch nicht etabliert. Vor allem deshalb, weil sie hier den Winter nicht überleben." Selbst in ihrer Heimat sei die "Hyalomma marginatum" eher selten.
Zudem würde der Mensch gar nicht in das Beuteschema der Riesenzecke fallen. "Sie befallen nur selten und zufällig Menschen, wenn ihnen vielleicht langweilig ist oder gerade keine Kuh und kein Pferd in der Nähe ist. Das gilt auch für alle anderen Zecken. Wir kommen nur aus versehen zwischen sie und ihre eigentliche Beute, wie Nager und Wildtiere."