"Psychische Belastung". So beschrieb kürzlich eine Wiener Volksschullehrerin ihren Alltag. "Ich geb die Noten oft erst Montag raus, obwohl ich sie am Freitag fertig hätte", sagte die Lehrerin.
Der Grund: Sobald die Eltern über die Schul-App eine Note sehen, beginnen Fragen, Beschwerden, manchmal sogar Vorwürfe – per Nachricht, Anruf oder persönlicher Vorsprache. Für ihre Berufsgruppe sei das ein täglicher Stress. Der Direktor eines oberösterreichischen Gymnasiums schildert jetzt, wie beunruhigend die Lage für seine Kollegen mittlerweile ist.
"Ich muss meine Kollegen vor den Eltern schützen", sagt der Mann im "Heute"-Gespräch. Er will anonym bleiben. "Diese wenden oft psychische Gewalt an, sind verbal übergriffig. Manche Erziehungsberechtigte überschreiten da eine Grenze, deshalb muss ich sie in die Schranken weisen."
Eine Entwicklung beobachtet der erfahrene Schulleiter schon länger: "Anstatt mit dem zuständigen Lehrer über das Problem zu reden, wenden sich Eltern sofort direkt an die Bildungsdirektion." Und: "Viele drohen sogar gleich mit dem Rechtsanwalt." Grundsätzlich sei vor allem problematisch, dass viele Eltern die Einstellung hätten: 'Mein Kind hat immer Recht!'
„Anstatt mit dem zuständigen Lehrer über das Problem zu reden, wenden sich Eltern sofort direkt an die Bildungsdirektion.“Direktoreines OÖ-Gymnasiums
"Ich stelle auch vermehrt fest, dass es bei den Eltern keine Konfliktbereitschaft mehr gibt. Sie reden nicht mehr mit den Pädagogen", ärgert sich der Direktor über das Verhalten der Erzeuger. "Wir brauchen keine Betragensnoten für Kinder, sondern für Eltern. Oft wundere ich mich, wie normal die Schüler sind – trotz Eltern."