Die Kardinäle der katholischen Kirche dürften am Montag das Datum für den Beginn des Konklaves zur Wahl eines Nachfolgers von Papst Franziskus festlegen. Die Kardinäle treffen sich in Rom zu einer erneuten Generalkongregation, also vorbereitenden Versammlung. Das Konklave der wahlberechtigten Kardinäle muss 15 bis 20 Tage nach dem Tod des Papstes zusammentreten, also zwischen dem 5. und 10. Mai.
Bis morgen, Sonntag (4. Mai), gilt noch die sogenannte "Novendiale", die traditionelle neuntägige Trauerzeit für den Papst. Franziskus war am Samstag in der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom beigesetzt worden. Das Oberhaupt der katholischen Kirche war am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorben.
"Diese Papstwahl wird länger dauern als die anderen Wahlen, die es bisher gegeben hat", ist sich Vatikan-Experte Andreas Englisch sicher. Der einfache Grund: "Dieser Papst hat das Kardinalskollegium – also diejenigen, die den Papst wählen werden – revolutioniert. Bisher waren da die großen Big Player dabei wie die Italiener, Spanier oder Franzosen, die eine große Rolle gespielt haben oder Städte wie Venedig, das 1.000 Jahre lang immer einen Kardinal hatte ... das hat er alles rasiert."
"Venedig, kein Kardinal. Wien, kein Kardinal. Derzeit Lissabon, kein Kardinal. Dafür gibt es Kardinäle in der Mongolei, im Irak, in Pakistan – die kennen sich alle überhaupt nicht, die müssen sich erst einmal beschnüffeln", so Englisch in der "NDR Talkshow".
Offizielle Kandidaten für die Nachfolge von Franziskus gibt es nicht. Allerdings wird schon seit Tagen munter über Favoriten und Außenseiter spekuliert. "Ich glaube, zurzeit gibt es zwei ganz wichtige Kandidaten. Einer ist Luis Antonio Tagle, der Kardinal von Manila, der hat allerdings ein riesengroßes Problem, der weint andauernd. Immer wenn man ihm eine Frage stellt, die ihm zu nahe geht, weint er."
Dennoch steht er für eine weltoffene, sozial engagierte Kirche und wird oft als "asiatischer Franziskus" bezeichnet. "Ich glaube, das wäre aber eine Sensation aus einem ganz einfachen Grund: Seine Eltern sind Chinesen ... und wenn man weiß, dass totalitäre Staaten mit der katholischen Kirche so ihre Probleme haben, wenn sich ein Chinese jetzt für die 15 Millionen chinesischen Katholiken einsetzen würde, [...] das würde vermutlich die chinesische Regierung als einen Eingriff ansehen."
"Der zweite, der wahrscheinlich eine gute Chance hat, ist der Italiener Pierbattista Pizzaballa, weil das ist der derzeitige Verwalter des Heiligen Landes, also der Patriarch von Jerusalem. Da sagt man die ganze Zeit, jemand, der sich im Gazastreifen wirklich auskennt – und wir werden das Problem wohl noch für eine sehr, sehr lange Zeit haben –, da brauchen wir jemanden, der das wirklich kann, das wäre eine zweite Möglichkeit", so Englisch in der "NDR Talkshow".
Auch Fridolin Ambongi Besungu, Erzbischof von Kishasa, befindet sich unter den besonders aussichtsreiche Kandidaten – den sogenannte "Papabili".
Doch Englisch winkt ab: "Papst Franziskus hat, wie ihr wahrscheinlich alle wisst, durchgesetzt, dass in jeder katholischen Kirche ein homosexuelles Paar das Recht auf eine Segensfeier hat – und die komplette afrikanische Bischofskonferenz hat gesagt, nein, wir wollen auf keinen Fall mit Menschen, die homosexuell sind, etwas zu tun haben. Deswegen sind meiner Ansicht nach alle afrikanischen Kardinäle draußen, keiner von denen hat eine Chance".
Um Papst zu werden, muss ein Kardinal im Konklave die Stimmen von zwei Dritteln des Kollegiums bekommen. Am ersten Tag ist ein Wahlgang angesetzt, in den folgenden dann jeweils vier. Ist ein neuer Pontifex gefunden, steigt weißer Rauch aus dem extra für die Wahl auf das Dach der Sixtinischen Kapelle angebrachten Schornstein auf. Im Anschluss wird das berühmte "Habemus Papam" den wartenden Menschen auf dem Petersplatz zugerufen.