Nach mehr als einem Jahr Lärm, Umleitungen und Baustellenchaos ist es endlich so weit: Die neue Unterführung an der Raglitzerstraße in Neunkirchen ist fertig. Doch statt einem Festakt mit Würsteln, Kaltgetränken, Musik und Ansprachen kommt jetzt die große Ernüchterung: Die ÖBB hat die geplante Eröffnung kurzfristig abgesagt – aus Spargründen!
Eigentlich hätte die neue Südbahn-Unterführung am 28. Mai feierlich eröffnet werden sollen. Ein symbolischer Moment für die Stadt – schließlich wurden 9,8 Millionen Euro investiert, um den alten Bahnübergang zu ersetzen und den Verkehr damit zu entlasten.
Geladen waren Stadt- und Gemeindevertretung, Behörden, politische Mandatare und Firmen. Eine Woche vor der Veranstaltung entscheidet die ÖBB, sie will an dieser Stelle Kosten sparen. Die kurzfristige Entscheidung wird diskret an Partner mitgeteilt.
Im nüchtern formulierten Schreiben heißt es seitens der Österreichischen Bundesbahnen, im Zuge von Budgetkürzungen wären alle Planungs-, Bauprojekte und Veranstaltungen österreichweit überprüft worden. Die Konsequenz: "Aufgrund des Einsparungsdrucks, dem wir aktuell unterliegen, sind wir leider gezwungen, die Eröffnung der Unterführung in Neunkirchen abzusagen."
Christopher Seif von den ÖBB erklärt "Heute" gegenüber den Entschluss: "Wir haben all unsere Planungs- und Bauprojekte im Sinne der Budgetkonsolidierung des Bundes (Budgetrede 13. Mai 2025!) einer Evaluierung unterzogen. Ebenso sind wir im Bereich der projektbegleitenden Öffentlichkeitsarbeit aufgefordert, ALLE geplanten Veranstaltungen Österreichweit – unabhängig davon, ob bereits Einladungen erfolgt sind oder nicht – einer Evaluierung zu unterziehen."
Als erstes wurden die Projektpartner Stadt und Land über die Absage in Kenntnis gesetzt. Auf dieser Grundlage wurden im Anschluss über 50 geladenen Gäste informiert, wie Seif berichtet.
Infrastrukturstadtrat Günther Kautz (SP) zeigte sich daraufhin überrumpelt und verärgert:
"Ich dachte zuerst, das ist ein Scherz!", sagte er im "NÖN"-Gespräch, "da investieren ÖBB, Land und Stadt Millionen in ein Großprojekt, die Bevölkerung wird ein Jahr lang durch Baulärm und Verkehrsbehinderungen belastet – und dann spart man sich am Ende die 500 Euro für eine kleine Feier? Das ist doch lächerlich." Kautz fügte hinzu, ein paar Würstel und ein Getränk hätten als feierliches Symbol genügt.
Auf Nachfrage gibt Seif Preis, die feierliche Eröffnung der Unterführung hätte sich im fünfstelligen Kostenbereich bewegt. Die ÖBB würden "aufgrund des auf ihnen liegenden Einsparungsdrucks von Festveranstaltungen bei Projekten dieser Größenordnung vorübergehend absehen." Österreichweit seien bereits angekündigte Veranstaltungen von Änderungen betroffen.
In Neunkirchen denkt man derweil über eine Alternative nach. Wenn die ÖBB nicht mitmachen will, soll die Gemeinde selbst die Initiative ergreifen. Kautz: "Wir sollten wenigstens in Eigenregie einen würdigen kleinen Festakt organisieren. Die Menschen in Neunkirchen haben sich das verdient."
Trotz Baustellen auf den letzten Metern wird die Unterführung wie geplant am 28. Mai für den Verkehr freigegeben – allerdings ohne kostspieliger Feier für geladene Gäste.