Ausgelegt auf die Unterbringung gefährlicher Schwerverbrecher ist die Justizanstalt Stein in Krems die größte Strafvollzugsanstalt in Österreich. Dort befindet sich der 27-jährige Serbe Damir P. unter den Insassen. Mit bereits sieben Vorstrafen setzt er selbst hinter Gittern seine kriminellen Aktivitäten fort. Im Jahr 2021 organisierte er mehrere Drogengeschäfte, zwei Jahre später ließ er drei Schleppungen von der Türkei nach Griechenland veranlassen. Organisiert hat er das alles aus seiner Zelle heraus, unter Verwendung von acht illegalen Mobiltelefonen.
Wie die "Krone" erfuhr, brachte die Auswertung dieser Handys brisante Details zutage: Während seiner Inhaftierung soll der 27-Jährige mehrere Auftragsmorde in Serbien veranlasst haben. Offenbar aus Rache, da es sich bei den Zielen um Personen handelte, die ihn "verraten" hätten. Bereits vor vier Jahren ließ er zwei Männer von Mittätern mit Handgranaten bewerfen. Getötet wurde dabei niemand, die Explosion verursachte lediglich Sachschaden, da die Granaten ihr Ziel verfehlten.
Fast zwei Jahre nach dem letzten Attentatsversuch, folgte der nächste Mordanschlag. Der 27-Jährige soll zwei Komplizen angewiesen haben, mit einer Panzerfaust auf das Wohnhaus eines Opfers zu schießen. Doch auch dieser Anschlag scheiterte. "Es blieb nur deswegen beim Versuch, weil das Projektil in einem solchen Winkel auf der Wand auftraf, dass die Detonation der Hohlladung das Mauerwerk nicht durchschlug", so die Ermittlungsbehörde. Zurück blieb lediglich ein großes Loch in der Wand.
Mit dem Plan, aus der Justizanstalt zu fliehen, beauftragte er im Jänner 2024 einen Bekannten, einen Hubschrauber für eine halbe Stunde zu mieten. Das Vorhaben hätte aus einem Actionfilm stammen können: Während des Fluges sollte die Pilotin unter Androhung einer Faustfeuerwaffe gezwungen werden, nach Krems zu fliegen, über der Justizanstalt eine Leiter herabzulassen und so dem Serben die Flucht zu ermöglichen. Zur Umsetzung kam es jedoch nicht, da Damir P. in den Hochsicherheitstrakt verlegt wurde.
Den Hochsicherheitstrakt darf er kurzzeitig am 23. Juli verlassen, da muss er sich am Landesgericht Krems wegen Drogenhandel und Schlepperei verantworten. Das Ermittlungsverfahren wegen mehrfach versuchten Mordes läuft weiterhin in Zusammenarbeit mit den serbischen Behörden. Im Falle einer Anklage droht dem 27-Jährigen eine lebenslange Freiheitsstrafe.