Es war eine "vorsätzliche und gedankenlose Tat", eröffnete der Staatsanwalt am Dienstag den Prozess gegen zwei Briten, die am 28. September 2023 einen der berühmtesten Bäume Großbritanniens fällten: Der Sycamore-Gap-Tree, wegen der Hollywood-Verfilmung von 1991 auch "Robin-Hood-Baum" genannt, am Hadrianswall im Norden Englands. Tausende Touristen besuchten den Ort jedes Jahr, um Fotos der atemberaubende Szenerie mit dem Baum in der Mitte zu machen.
Innerhalb von drei Minuten war der berühmteste Baum des Northumberland Nationalparks Geschichte. In einer Nacht- und Nebelaktion rückten die beiden Briten Daniel G. (39) und Adam C. (32) mit einer Motorsäge aus, um den Baum umzuschneiden. Motiv? Außer Geltungsdrang keines erkennbar. Wie dem Gericht vorliegende SMS zeigen, waren die beiden außer sich über die weltweite Berichterstattung, die ihre Tat auslöste: "Ich glaube, es wird wild werden", schrieb C.; "Es ist viral gegangen. Es ist weltweit", antwortete G.
Als ihnen die Ermittler auf die Spur kamen, begann die Freundschaft jedoch rasch zu bröckeln. Nachdem auf ihren Handys belastende Nachrichten sichergestellt wurden, schoben die beiden einander die Schuld gegenseitig zu. Dass einer der beiden die Tat gefilmt hat, lässt vor Gericht jedoch kaum noch Zweifel zu.
Jetzt müssen sie sich wegen Sachbeschädigung vor dem Newcastle Crown Court verantworten. Der Wert des über 100 Jahre alten Baumes wurde von der Staatsanwaltschaft mit umgerechnet rund 730.000 Euro angegeben. Außerdem wurde beim Umfallen des Baumes ein Stück des Hadrianswall beschädigt – eine 1.900 Jahre alte Mauer, die die Provinz des römischen Reiches auf der Insel gegen die "barbarischen" Schotten abtrennte. Seit 1987 sind die Reste der Mauer als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt.
Die Verteidigung wird ihr Plädoyer später im Prozess, der auf zwei Wochen anberaumt ist, halten. Und der Baum? Im Juli des Vorjahres wurden überraschend acht Triebe am Stumpf des abgesägten Baumes entdeckt. Die Natur erholt sich. Aber nur langsam.