Leitner-Garcia im Talk

Rapid-Pionierin: "Früher gab es fünf Euro pro Punkt"

Die Rapid-Frauen sind drauf und dran, gleich im ersten Jahr nach der Gründung aufzusteigen. Victoria Leitner-Garcia schildert "Heute" ihre Eindrücke.
Erich Elsigan
03.04.2025, 06:56

Rapid steckt in der Ergebniskrise. Aber nur bei den Herren. Denn ein Blick in die Wiener Landesliga der Frauen zeigt: In Hütteldorf wird auch höchst erfolgreich Fußball gespielt.

Elf Partien, elf Siege, 78:3 Tore – so lautet die makellose Zwischenbilanz der grün-weißen Damen in ihrer Premierensaison. Am Aufstieg in die zweite Liga ist kaum noch zu rütteln.

"Trotzdem müssen wir uns in jedem Spiel reinhauen, uns auf jeden Gegner neu einstellen. Wir werden niemanden unterschätzen", bleibt Victoria Leitner-Garcia demütig. "Und die Relegation müssen wir am Ende natürlich auch erst gewinnen."

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Die 22-Jährige ist eine jener Spielerinnen, die zu den Gründungsmitgliedern der Rapid-Frauen zählen. Im großen "Heute"-Interview spricht die Deutsch-Spanierin über ihren intensiven Alltag, die violette Vergangenheit, Treffen mit Steffen Hofmann, Unterstützung der Ultras, gutes Aussehen und mehr.

"Heute": Frau Leitner-Garcia, wer wird früher Bundesliga-Meister: die Rapid-Herren oder die Rapid-Frauen?

"Machen wir Schritt für Schritt. Wir wollen erst mal in die zweite Bundesliga hochkommen. Solange wir noch nicht dort sind, stellt sich die Frage nicht."

Sie sind seit dem allerersten Training am 5. Februar 2024 Rapidlerin. Wie ist es, die Entwicklung täglich mitzuerleben?

"Es ist alles sehr professionell aufgebaut, die Infrastruktur ist toll. Vom Physioteam bis zu den Regenerationsmöglichkeiten ist alles top. Klar sind ein paar Spielerinnen gegangen und andere gekommen, aber das ganze Team versteht sich super, es gab bislang kaum Schwierigkeiten."

Sie haben im österreichischen Frauen-Fußball schon einiges erlebt, kickten bereits in der Bundesliga. Warum der Schritt zurück?

"Ich war ein Jahr lang von der Vienna an die Austria verliehen. Danach habe ich ein halbes Jahr Pause gebraucht vom Fußball. Ich bin also nicht direkt zu Rapid gekommen. Ich habe nebenbei gearbeitet, studiere auch. Es ist dann halt schon ein Unterschied, ob du drei bis vier Mal die Woche trainierst oder sechs Mal. Das ging sich zeitlich nicht mehr aus. Ich wollte ein bisschen Abstand. Dann habe ich vom Projekt von Rapid gehört und das war ein perfekter Zeitpunkt, um wieder einzusteigen."

Hatten Sie die Sorge, dass der Wechsel Staub aufwirbelt? Oder ist die Rivalität eher Männersache?

"Bislang ist die Rivalität zwischen Rapid und der Austria nicht so groß, weil wir nicht in derselben Liga spielen. Klar macht man sich am Anfang einen Kopf, aber ich habe mich eigentlich als Vienna-Spielerin gesehen – dort war ich elf Jahre lang. Deswegen habe ich das nicht als Problem betrachtet. Vor allem gab es die Rapid-Mannschaft bis dahin noch gar nicht."

Wie schaut Ihr Alltag aus? Wie oft trainieren Sie – und was machen Sie neben dem Fußball?

"Ich arbeite 20 Stunden die Woche als Social-Media-Managerin und im Marketing-Bereich. Teilweise arbeite ich noch dazu selbstständig als Content-Creator. Zusätzlich studiere ich Mode und Markenmanagement als Fernstudium. Das ist alles online, das kann ich mir gut einteilen. Ich bin also zunächst im Büro oder Homeoffice und fahre danach zum Training. An den anderen Tagen mache ich Vormittags meine Uni-Sachen. Und am Wochenende ist Match – und am anderen Tag frei."

Victoria Leitner-Garcia spielt bei Rapid im Mittelfeld.
Daniel Widner | SK Rapid Wien

Können Sie vom Fußball leben?

"Nein, davon kann man nicht leben."

Haben Sie Vollprofis im Team?

"Nein. In der dritten Liga ist das in Österreich nicht die Norm. Da muss man schon höherklassig spielen."

Werden Sie eifersüchtig, wenn Sie lesen, was die männlichen Kollegen verdienen?

"Eifersüchtig nicht, denn es gibt ja auch Gründe, warum die Niveauunterschiede so groß sind. Aber es hat sich schon gebessert im Vergleich zu früher. Ich habe mit 15 Jahren schon in der Kampfmannschaft der Vienna gespielt. Dort haben wir fünf Euro pro Punkt bekommen."

Gibt es Berührungspunkte mit den Rapid-Herren? Läuft man sich manchmal über den Weg?

"Hauptsächlich bei gemeinsamen Veranstaltungen wie Autogrammstunden zum Beispiel. Sonst eher selten. Wir trainieren ja in Hütteldorf, die Männer beim Prater im Trainingszentrum."

Waren Präsident Alexander Wrabetz oder Geschäftsführer Steffen Hofmann schon bei einem Spiel?

"Den Steffen hatten wir schon oft bei uns, mit ihm sind wir enger in Kontakt. Präsident Wrabetz war auch schon da, aber wir sehen ihn eher selten."

Gehen Sie selbst zu Spielen der Herren?

"Wenn es sich zeitlich ausgeht, dann schon. Dann gehen einige unserer Mannschaft zu den Spielen. Natürlich nicht jede Woche."

Wie verhält es sich mit den Fans? Jeder kennt den Block West, die Ultras. Unterstützen diese Anhänger auch das Frauen-Team?

"Es ist manchmal schwierig zu sagen, wer da ist. Es ist auch komplett unterschiedlich. Beim Spiel gegen Nürnberg waren zum Beispiel über 7.000 Fans da, bei anderen Testspielen kommen 300. Generell sind wir aber sehr stolz auf unsere Fans. Sie kommen selbst, wenn wir an einem Montag-Abend spielen. Wir freuen uns wirklich über jeden, der uns unterstützt."

Abseits des Sports: Es gibt Fußballerinnen, die in erster Linie wegen ihres Instagram-Accounts bekannt sind – Alisha Lehmann zum Beispiel. Oder die Kroatin Ana Maria Markovic. Sind das Vorbilder? Auch Sie posieren ganz gerne.

"Auf meinen Sozialen Medien habe ich kein Vorbild. Ich poste das, worauf ich Lust habe. Es gibt auch Wochen, in denen ich gar nichts poste. Das hängt komplett von meiner Laune ab. Ich bin ja noch nicht wie Lehmann oder Markovic Influencerin, bin also zu nichts verpflichtet."

Sie sagen "noch nicht"?

"Wenn es dazu kommt durch den Content, den ich drehe, freut es mich. Aber ich poste nicht gezielt deswegen."

Wie wichtig ist Ihnen das Design des Trikots?

"Ich studiere Modemanagement und bin sehr modeaffin, aber wirklich wichtig ist mir das nicht. Ich bin froh, wenn ich die richtigen Farben trage. Und wir waren froh, als wir den Frauenschnitt bekommen haben. Am Anfang hatten wir den Herrenschnitt, der war sehr groß. Die Zuständigen machen das schon richtig."

Wie wichtig ist es Ihnen, am Platz gut auszusehen?

"So, wie ich mich für die Arbeit oder die Freunde herrichte, so richte ich mich auch für den Fußballplatz her. Ich achte auf mein Aussehen, egal wo."

Was möchten Sie in Ihrer Fußball-Karriere noch erreichen?

"Mein Ziel wäre, wieder in der Bundesliga zu spielen. Und ich bin ja Spanierin – es war immer ein großer Traum, in Spanien zu spielen. Aber ob sich der erfüllt, wird man sehen."

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