Obwohl Sandor nach der Schule gerne ins Berufsleben starten und eine Lehre abschließen wollte, wurden ihm Steine in den Weg gelegt. Bewerbung nach Bewerbung wurde abgelehnt, oft ohne Grund. Die ständige Enttäuschung demotivierte ihn, die Jobsuche empfand er allmählich als nervig. Mit diesem Gefühl ist er nicht alleine, in Wien herrscht ein massiver Mangel an Lehrstellen.
Den Einstieg ins Berufsleben hatte Sandor sich ganz anders vorgestellt. Nachdem er seine Pflichtschuljahre abgeschlossen hatte, wusste er: "Ich möchte eine Ausbildung machen!" Doch der Weg dort hin war steinig. "Es ist schwierig, gerade einen Ausbildungsplatz zu bekommen – besonders das Verschicken der Bewerbungen ist nervig", findet der 17-jährige. Nicht, weil es ihm zu viel Arbeit ist, sondern weil er ständig enttäuscht wird: "Ich habe schon zwischen 70 und 80 Bewerbungen verschickt, keine wurde angenommen", erzählt Sandor.
Gerade besucht er das AusbildungsFit Programm der AK Wien in Floridsdorf, wird dort zum Medienfachmann ausgebildet. "Ich möchte später aber auf jeden Fall etwas anderes machen, ich habe gemerkt, dass es mich nicht so interessiert. Früher habe ich zum Beispiel viel mehr handwerklich gearbeitet", so Sandor. Doch da sich derzeit aufgrund des Lehrstellenmangels einfach nichts Passendes finden lässt, sieht der 17-Jährige sich dazu gezwungen, einen anderen Weg einzuschlagen: "Ich habe mir überlegt, die Schule weiterzumachen."
Zahlen der AK Wien zeigen deutlich: Sandor ist nicht der einzige Jugendliche, dem es schwerfällt, eine Lehrstelle zu bekommen. Mit Ende April waren 22.248 Teenager auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Österreichweit standen ihnen jedoch bloß 7.403 Stellen zur Verfügung. Unter dem Strich fehlen somit rund 15.000 Lehrstellen, das sind knapp 3.000 mehr, als im letzten Jahr. AK-Präsidentin Renate Anderl hat hierzu bereits einen Lösungsvorschlag: "Gibt es mehr Schulplätze, können Jugendliche ihre Ausbildungspflicht in der Schule erfüllen. Und wir nehmen damit auch Druck vom Lehrstellenmarkt." Sie bezieht sich dabei auf Plätze in berufsbildenden Schulen wie HTLs, HAKs und Handelsschulen.