Scharfe Kritik:

Lehrermangel – Bildungsministerium reagierte "zu spät"

Der Rechnungshof kritisiert in einem Bericht das Bildungsministerium für verspätete Maßnahmen gegen den Lehrermangel.
Lara Heisinger
23.05.2025, 14:50

Der Lehrermangel in Österreich spitzt sich weiter zu und laut Rechnungshof trägt das Bildungsministerium eine Mitschuld. In einem aktuellen Bericht wird insbesondere die späte Reaktion kritisiert.

Untersucht wurde der Lehrpersonaleinsatz im Bund sowie in Oberösterreich und Triol in den Schuljahren 2018/19 bis 2023/2024. Dabei stellte der Rechnungshof fest, dass das Prognosemodell des Ministeriums mangelhaft war. Demnach gab es lediglich Prognosen zur Lehrfächerverteilung an Bundesschulen, nicht jedoch für einzelne Unterrichtsgegenstände, Schulen oder Schularten im Pflichtschulbereich.

Verlässliche Prognose fehlt

Auch eine verlässliche Prognose zur Zahl der Lehramtsabsolventen fehlte. Die Reform der Lehrerausbildung im Jahr 2013, die zu einer Verlängerung des Studiums führte, habe den Mangel möglicherweise verschärft. Im Schuljahr 2023/24 standen rund 6.900 offenen Stellen nur etwa 5.600 Absolventen gegenüber - eine Differenz, die der Rechnungshof als "kritisch" bewertet. Für 267 Posten gab es laut Bericht überhaupt keine Bewerbungen.

Zwar erscheint die Zahl der offenen Stellen im Verhältnis zu insgesamt rund 127.000 Lehrpersonen gering, doch der tatsächliche Mangel wird laut Rechnungshof durch Überstunden, fachfremden Unterricht und nicht vollständig ausgebildete Lehrkräfte gedeckt – mit negativen Folgen für die Unterrichtsqualität.

Maßnahmen zu spät gesetzt

So entsprachen die geleisteten Mehrdienstleistungen im Schuljahr 2023/24 rund 7.000 Vollzeitstellen, ein Anstieg von 20 Prozent seit 2018/19. Neun Prozent der Lehrkräfte hatten einen Sondervertrag, viele davon nur mit eingeschränkter Ausbildung. Besonders an Pflichtschulen wurde oft fachfremd unterrichtet: In Oberösterreich in 35 Prozent, in Tirol sogar in 46 Prozent der Fälle.

Die Initiative "Klasse Job", die seit Herbst 2022 mit acht Maßnahmen dem Lehrermangel entgegenwirken soll, kam laut Rechnungshof zu spät. Zuvor habe es nur vereinzelt Maßnahmen seitens des Bildungsministeriums oder der Bildungsdirektionen gegeben. Auch das Quereinsteiger-Programm sei verbesserungswürdig: Zwar gab es 5.000 Bewerber, wovon die Hälfte auch zertifiziert wurde, jedoch haben nur 696 von ihnen tatsächlich unterrichtet.

Einen weiteren Hebel gegen den Mangel sieht der Rechnungshof in der Reduktion der Teilzeitquote. Fast 40 Prozent der Lehrkräfte arbeiteten 2023/24 nicht in Vollzeit, vor allem Frauen. "Verbindliche Strategien zur Reduktion von Teilzeitquoten sind unabdingbar", betont der Rechnungshof im Bericht.

Wiederkehr: "Lehrkräftemangel bald Geschichte"

Für Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) ist "weiterhin entschlossenes Handeln" notwendig, und er zeigt sich zuversichtlich: "Mein erklärtes Ziel ist es, dass der Lehrkräftemangel spätestens zum Ende dieser Legislaturperiode Geschichte ist".

Priorität hat dabei die Reform der Lehrausbildung, die praxisnäher gestaltet werden soll. Zudem werde an einem effizienten Personalmanagement gearbeitet und das Quereinsteigerprogramm weiterentwickelt.

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