Wirbel um Einsatz in Meidling

"Geh weg, Vallah" – Frau von Beamten zu Boden geworfen

In Wien kam es nach einem Streit zur Festnahme einer 53-Jährigen. Mit einem Video erhebt ein Insta-User Vorwürfe gegen die Polizei. Die wehrt sich.
14.05.2025, 15:20

"Was ist das?", "Schrei mich nicht an!", "Geh weg, Vallah!", gellen Schreie auf einem Insta-Clip: Ein Instagram-Nutzer erhebt nach einem ruppig wirkenden Einsatz am letzten Mittwoch in der Reschgasse in Wien-Meidling schwere Vorwürfe gegen die Wiener Polizei. Die Anschuldigung: überschießende Polizeigewalt gegen seine "tschetschenische Mutter" und eine Würge-Attacke auf ihn.

Die Polizei klärt auf: Am vergangenen Mittwoch war es gegen 20.30 Uhr zu einer Alarmierung wegen eines Raufhandels unter mehreren Jugendlichen gekommen. Beamte der Polizeiinspektion Am Schöpfwerk kamen zum Tatort, die angebliche Schlägerei war jedoch schon vorbei und die Jugendlichen verschwunden.

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"Zeugin entfernte sich schnellen Schrittes"

"Ein Passant wies lediglich auf eine Mutter mit ihrer Tochter hin, die sich schnellen Schrittes vom Ort entfernte", so die Polizei. Während die Tochter in ein Wohnhaus verschwand, wurde die potenzielle Zeugin (53, Österreicherin) von den Beamten angehalten, um die Personendaten festzuhalten.

"Heute"-Video: Die Festnahme der 53-jährigen Frau

Doch dann wurde es wild: Obwohl die Frau bei der Schlägerei völlig unbeteiligt war, wurde sie kurz darauf von Beamten auf den Boden geworfen und fixiert. Dabei erlitt die 53-Jährige – die ohnehin mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat – Verletzungen an beiden Armen sowie Abschürfungen im Gesicht und Handgelenk, wie Fotos belegen.

Dokumentierte Verletzungen der Frau, gegen die wegen versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt ermittelt wird.
privat

"Ich war nur Eier kaufen, dann bekam ich von einer Schlägerei mit und wollte zwei Mädchen helfen. Als die Polizei kam, liefen alle weg. Die Beamten folgten mir und wollten meinen Ausweis kontrollieren. Doch den hatte ich die paar Meter vor meiner Wohnung nicht mitgenommen", so die österreichische Staatsbürgerin zu "Heute".

Weil ein Beamter die gläubige Muslima ungefragt berührt hatte, soll sie sich lautstark zur Wehr gesetzt haben. Mit Worten habe sie die Beamten aufgefordert, sie nicht zu berühren. Laut Polizei kam es jedoch zum Versuch eines tätlichen Angriffs und daraufhin zur Festnahme.

Das sagt die Polizei

Die Frau habe "die Beamten unvermittelt angeschrien", heißt es seitens der Polizei. Außerdem hätte sie ihre Aussage, zu der sie als Zeugin verpflichtet sei, verweigert und versucht zu flüchten. "Als ein Beamter sie am Arm festhielt, schlug sie gegen seine Arme." Die 53-Jährige bestreitet.

Sie sei "krank und geschwächt von mehreren Polizisten brutal zu Boden gestoßen worden. Ich bekam keine Luft und schrie verzweifelt – lasst mich atmen". Weil sie laut eigener Aussage ohnmächtig wurde, musste die Rettung zum Einsatz hinzugezogen werden.

Die Berufsrettung bestätigte die Anwesenheit vor Ort "aufgrund eines psychischen Ausnahmezustands". Doch die Vorwürfe gehen weiter: Auch der Sohn sei im Zuge eines Wortgefechts mit den Beamten – "Was ist das? Vallah (arabisch: Ich schwöre) offenbar gewürgt worden, als er darauf hinweisen wollte, dass seine Mutter Medikamente benötige.

Anzeige gegen Frau eingebracht

Eine Anzeige wegen versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt liegt vor. Die Betroffenen wehren sich gegen diese Darstellung und überlegen nun ihrerseits eine Maßnahmenbeschwerde einzubringen.

"Ich war so nervös, ich kann seither nicht mehr schlafen und habe regelmäßig Panikattacken", sagt die Betroffene. "Ich habe geglaubt, ich sei in Amerika. Es tut mir leid. Aber nach diesem Vorfall habe ich den Glauben an dieses Land verloren", so die 53-Jährige. Die Unschuldsvermutung gilt für alle Beteiligten.

{title && {title} } red,ct, {title && {title} } Akt. 14.05.2025, 17:07, 14.05.2025, 15:20
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