Was haben die Fichte und ein Schneemann gemeinsam? Beide haben es lieber kalt. In Oberösterreich wird es dem traditionellen Brotbaum der Forstwirtschaft jetzt zu heiß. Hitze, Dürre und zusätzlich Borkenkäfer nagen an den Nadeln – und der Klimawandel macht aus sattem Grün zunehmend Sorgenwälder.
Jahrzehntelang war sie der Liebling der Förster: die Fichte. Sie wächst schnell, verlässlich und beliebt bei Sägewerken. Die Folge: Über die Hälfte der Waldfläche Oberösterreichs sind Fichten. Jetzt hat das Klima aber andere Pläne: Trockenheit, Hitzewellen und Schädlinge setzen der Baumart gnadenlos zu – bald wird sie bei uns nicht mehr wachsen können.
Dazu kommt noch eine weitere Gefahr: Der Borkenkäfer macht den Wäldern das Leben schwer. Er ist kaum größer als ein Reiskorn, aber sein Hunger kennt keine Gnade. Besonders Fichten haben wenig Chance gegen den Schädling – er bohrt sich mit seinen Kollegen durch ganze Bestände.
Borkenkäfer fressen sich durch den Stamm:
Deswegen muss sich jetzt was tun: "Wir müssen uns als Gesellschaft damit abfinden, dass der Wald in 50 Jahren nicht mehr so aussehen wird wie jetzt", weiß Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger, der aus diesem Grund eine Delegation für eine Exkursion durch OÖ und Bayern einlud.
„Wir müssen uns als Gesellschaft damit abfinden, dass der Wald in 50 Jahren nicht mehr so aussehen wie jetzt.“Franz WaldenbergerPräsident der Landwirtschaftskammer OÖ
An der grünen Zukunftsformel wird nämlich schon getüftelt: Rettung naht – und zwar mit völlig neuen Baum-Superstars. Weg von der Monokultur – hin zum Mischwald. Ob hitzeresistente Eichen, Tannen aus dem Süden oder sogar Exoten wie Zedern und Hickory – im Wald wird jetzt umgebaut.
Und das mit Weitblick: "Wir pflanzen heute die Bäume, die in 80 bis 100 Jahren erntereif sein werden", erklärt Waldenberger. Und die müssen uns auch im Jahr 2100 noch Schatten spenden können. Der Klimawandel bringt ordentlich Zeitdruck für Förster und Wissenschaftler: Welche Bäume auch in Zukunft noch bei uns wachsen können, muss schon jetzt entschieden werden.
Hinter dem Wandel stehen viele engagierte Menschen: So zum Beispiel Muhidin Seho vom Bayrischen Amt für Waldgenetik. Er schaut sich in ganz Europa nach neuen Baumarten mit der passenden Herkunft um. Denn die neuen Baumstars kommen nicht von irgendwo – sie müssen robust, anpassungsfähig und genetisch topfit sein: Ein Baum, der in Süditalien groß wurde, ist vielleicht genau der Richtige für die Hitzesommer im Mühlviertel.
Waldbesitzer, Förster und Wissenschaftler kämpfen so gegen Bürokratie und Borkenkäfer. Denn der Wald wächst nicht einfach "von selber". Damit Jungbäume nicht verkümmern, braucht es Licht, Platz – und manchmal einen beherzten Schnitt mit der Motorsäge.
Heißt auch: Ohne aktive Bewirtschaftung gibt es keinen klimafitten Wald. Über die Website waldgeschichten.com soll mehr Bewusstsein über den Forst und die wichtige Arbeit dahinter geschaffen werden.