Bürokratie, hohe Energiekosten, Personalprobleme: Die oberösterreichische Automobil-Industrie kommt nicht so richtig in Fahrt. Zusätzlich können sich die angekündigten Zölle des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump (20 Prozent auf Importe aus der EU) auf den kriselnden Wirtschaftszweig negativ auswirken.
Wie berichtet, werden die USA ab 3. April Strafzölle auf importierte Autos und Komponenten aus Europa verhängen. Ein renommierter Ökonom schildert jetzt, dass der für OÖ so wichtige Automobilsektor unter "Druck" steht.
"Neben der Absatzschwäche in China und dem Investitionsbedarf in die E-Mobilität belasten nun auch neue US-Zölle die Branche", betont Teodor Cocca. Er ist Professor an der Linzer Kepler Uni (JKU) und leitet die Abteilung für Asset Management.
Für die deutschen Autobauer seien die angedrohten Zölle ein "herber Rückschlag": "Insbesondere, da sie auf den US-Markt als Ausgleich für schwache China-Geschäfte gehofft hatten", so Cocca. Der Experte befürchtet vor allem für das Bundesland negative Folgen: "Die Auswirkungen werden auch die bereits angeschlagene österreichische Zulieferindustrie spürbar treffen."
„Die Auswirkungen werden auch die bereits angeschlagene österreichische Zulieferindustrie spürbar treffen.“Teodoro CoccaÖkonom an der Linzer JKU
Angesichts dieser Entwicklung und möglichen weiteren "potentiellen Eskalation des Handelskonflikt" ortet Cocca eine "deutliche Risikoerhöhung" für den Standort. Schließlich hänge die OÖ-Wirtschaft sehr am Automobilsektor.
Nicht ganz so tragisch hingegen sieht die Situation ein anderer Kenner. "Nur zirka 15 Prozent der europäischen Fahrzeuge gehen in die USA", sagt Florian Danmayr vom Automobil-Cluster OÖ im "Heute"-Gespräch. "Das ist also kein Untergangs-Szenario bzw. Armageddon." Die heimische Automobil-Industrie müsse sich nun "neu auf den Prüfstand stellen".
Trotzdem erkennt Danmayr eine gefährliche Tendenz: "Eine Folge von Trumps Idee könnte sein: Die Autoproduktion wird in die USA siedeln." Das werde "nicht von heute auf morgen passieren", es handle sich um einen "mittelfristigen Prozess".
„Eine Folge von Trumps Idee könnte sein: Die Autoproduktion wird in die USA siedeln.“Florian DanmayrLeiter des Automobil-Clusters OÖ
"Die Branche muss sich jetzt neue Kunden, neue Allianzen oder andere Märkte wie China und Indien suchen", betont Danmayr. Überhaupt müsse die Lage "neu bewertet" werden, betroffene Unternehmen müssten sich "auf die neuen Umstände einstellen".