Immer mehr Familien betroffen

9.200 Jobs gehen verloren – das ist der traurige Grund

Eine Lösung ist nicht in Sicht. Immer mehr Menschen verlassen ihre Arbeitsplätze, um sich um pflegebedürftige Verwandte zu kümmern.
Michael Pollak
07.05.2025, 22:44

Dieses Problem ist eine tickende Zeitbombe unserer Gesellschaft – "Heute" berichtet laufend. Wegen der steigenden Lebenserwartung versetzt die Pflege von Eltern immer mehr Familien in den Ausnahmezustand.

Viele Betroffene wollen nicht in ein Pflegeheim – die Nähe ihrer Familie ist ihnen das Wichtigste. Wer aber eine 24-Stunden-Pflegekraft braucht, merkt bald, wie groß die finanzielle Belastung ist. Mehr als 3.000 Euro muss eine Familie dafür aufbringen. Diese reale Beispielrechnung von Andrea Sch. aus Niederösterreich zeigt die Ausgaben.

So viel kostet Pflege monatlich

  • 150 Euro bekommt die Agentur pro Monat
  • Pflegerin bekommt 85 Euro pro Tag – bei 31 Tagen macht das 2.635 Euro aus
  • 120 Euro Fahrtspesen zahle ich alle zwei Wochen (zwei Pflegerinnen wechseln sich ab, die Fahrt in ihr Heimatland muss auch bezahlt werden)
  • IN SUMME: 3.025 Euro

Kein Wunder, dass viele Familien aus Liebe zu den älteren Verwandten entscheiden, dass eine Person beim eigenen Job massiv Stunden kürzt oder überhaupt ganz kündigt, um sich der Pflege zu widmen. Auch hier ist die Gefahr groß, dass die Familien-Finanzen ins Chaos stürzen. Eine neue Untersuchung zeigt jetzt, was der Schritt zur privaten Pflege für die Wirtschaft bedeutet.

Meist sind Frauen betroffen

Die Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria im Auftrag der ERSTE Stiftung, zeigt deutlich: "Wer sich um pflegebedürftige Eltern kümmert, reduziert mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit die eigene Arbeitszeit bzw. steigt teilweise oder vollständig aus dem Erwerbsleben aus." Hauptbetroffen sind Frauen. Männer bleiben viel eher im Beruf, viele maximieren sogar ihre Arbeitsstunden.

Erzähle uns deine Story!

Wurde dir eine Beihilfe gestrichen? Kannst du dir das Leben kaum mehr leisten? Ist dir gerade etwas besonders Trauriges, Witziges oder Erstaunliches geschehen? Bewegt dich ein anderes Thema? Bist du der Meinung, dass deine Geschichte erzählt werden sollte? Dann melde dich bei uns unter [email protected]. Denn deine Story ist uns wichtig!Mail an uns

Die erhobenen Daten zeigen, wie massiv die Abwanderung aus dem Berufsleben in Realität ist. 20.700 Personen (Alter zwischen 40 und 65) haben im Untersuchungsjahr 2023 ihre Arbeit verringert. Im Durchschnitt haben sie pro Woche 15,5 Stunden weniger im Job verbracht.

"Auswirkungen massiv unterschätzt"

Laut Berechnung von EcoAustria gehen dem Arbeitsmarkt wegen der Pflege also 9.200 Vollzeitäquivalente verloren, weil sie sich um ihre Verwandten kümmern müssen. "Pflege wird in Österreich zu einem großen Teil innerhalb der Familie geleistet. Das Problem dabei ist: Die damit verbundenen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt werden massiv unterschätzt", erklärt EcoAustria Direktorin Monika Köppl-Turyna

Dieser Effekt werde sich verstärken, so die Studienautoren. Prognose: Bis zum Jahr 2040 werden schon 9.700 Vollzeitäquivalente betroffen sein. "Mit dem Aufrücken der Babyboom-Jahrgänge in die betroffenen Altersgruppen werden diese häufiger aktiv Pflegearbeit leisten und später werden diese Altersgruppen selbst häufiger Pflegebedarf haben und somit ihrerseits Zeitkonflikte auslösen", sagt Köppl-Turyna.

{title && {title} } POM, {title && {title} } Akt. 08.05.2025, 08:53, 07.05.2025, 22:44
Weitere Storys
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite
OSZAR »