Dieses Problem ist eine tickende Zeitbombe unserer Gesellschaft – "Heute" berichtet laufend. Wegen der steigenden Lebenserwartung versetzt die Pflege von Eltern immer mehr Familien in den Ausnahmezustand.
Viele Betroffene wollen nicht in ein Pflegeheim – die Nähe ihrer Familie ist ihnen das Wichtigste. Wer aber eine 24-Stunden-Pflegekraft braucht, merkt bald, wie groß die finanzielle Belastung ist. Mehr als 3.000 Euro muss eine Familie dafür aufbringen. Diese reale Beispielrechnung von Andrea Sch. aus Niederösterreich zeigt die Ausgaben.
Kein Wunder, dass viele Familien aus Liebe zu den älteren Verwandten entscheiden, dass eine Person beim eigenen Job massiv Stunden kürzt oder überhaupt ganz kündigt, um sich der Pflege zu widmen. Auch hier ist die Gefahr groß, dass die Familien-Finanzen ins Chaos stürzen. Eine neue Untersuchung zeigt jetzt, was der Schritt zur privaten Pflege für die Wirtschaft bedeutet.
Die Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria im Auftrag der ERSTE Stiftung, zeigt deutlich: "Wer sich um pflegebedürftige Eltern kümmert, reduziert mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit die eigene Arbeitszeit bzw. steigt teilweise oder vollständig aus dem Erwerbsleben aus." Hauptbetroffen sind Frauen. Männer bleiben viel eher im Beruf, viele maximieren sogar ihre Arbeitsstunden.
Die erhobenen Daten zeigen, wie massiv die Abwanderung aus dem Berufsleben in Realität ist. 20.700 Personen (Alter zwischen 40 und 65) haben im Untersuchungsjahr 2023 ihre Arbeit verringert. Im Durchschnitt haben sie pro Woche 15,5 Stunden weniger im Job verbracht.
Laut Berechnung von EcoAustria gehen dem Arbeitsmarkt wegen der Pflege also 9.200 Vollzeitäquivalente verloren, weil sie sich um ihre Verwandten kümmern müssen. "Pflege wird in Österreich zu einem großen Teil innerhalb der Familie geleistet. Das Problem dabei ist: Die damit verbundenen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt werden massiv unterschätzt", erklärt EcoAustria Direktorin Monika Köppl-Turyna
Dieser Effekt werde sich verstärken, so die Studienautoren. Prognose: Bis zum Jahr 2040 werden schon 9.700 Vollzeitäquivalente betroffen sein. "Mit dem Aufrücken der Babyboom-Jahrgänge in die betroffenen Altersgruppen werden diese häufiger aktiv Pflegearbeit leisten und später werden diese Altersgruppen selbst häufiger Pflegebedarf haben und somit ihrerseits Zeitkonflikte auslösen", sagt Köppl-Turyna.