In zähen Verhandlungen haben ukrainische und amerikanische Vertreter in Saudi-Arabien ein Friedenspaket ausgearbeitet. In dem Papier konnte vorerst eine Einigung auf erste Maßnahmen getroffen werden. Zunächst soll Russland ein 30-tägiger Waffenstillstand vorgeschlagen werden.
Ob Moskau den neuen Vorstoß auf Frieden akzeptieren wird, ist noch unklar. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wolle sich vorerst nicht zu dem Vorschlag äußern. Zuerst müsse man von den USA detaillierte Informationen über den Inhalt der amerikanisch-ukrainischen Verhandlungen erhalten. "Sie greifen etwas vor. Das wollen wir nicht. Gestern sagten sowohl US-Außenminister Marco Rubio als auch US-Sicherheitsberater Mike Waltz gegenüber der Presse, sie würden uns über verschiedene Kanäle detaillierte Informationen über den Kern des Gesprächs in Dschidda zukommen lassen", so Peskow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax. "Wir müssen diese Informationen zuerst beschaffen."
Wie Militärexperte Joachim Weber gegenüber "Focus Online" klarstellt, befinde man sich in einer "völlig neuen Situation". Wohl auch deswegen, weil die USA nicht mehr als Hauptverbündeter der Ukraine gelten, sondern die "Position einer mehr oder minder neutralen Macht" annehme und sich Russland zuletzt sogar angenähert habe. "Dies könnte es prinzipiell möglich machen, dass Putin einem Deal, und sei es nur eine Feuerpause, nun seinerseits zustimmt", so der Risikoanalyst der Universität Bonn.
Durch den Disput mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski habe Donald Trump erreicht, von einer "indirekten Kriegspartei" zum Vermittler zu werden, so Weber. "Dies hat man rücksichtslos auf der Weltbühne durchgezogen und Kiew mit dem Vierkantholz an den Verhandlungstisch geprügelt", erklärt der Experte weiter.
Auch weil Moskau der Krieg mittlerweile zu teuer sei, könnten die Friedensverhandlungen nach drei Jahren Krieg endlich von Erfolg gekrönt sein. "Sofern man alles Eroberte dann auch faktisch behalten wird. Darauf läuft es so oder so hinaus", schätzt Weber die aktuellen Geschehnisse ein.
Dass die US-Regierung der Ukraine nun doch wieder militärische Hilfe gewährt, habe die Situation jedoch erneut verändert. "Die Russen haben sich vielleicht zu früh gefreut und das Erratische, also das immer wieder Unberechenbare an Trump nicht vollständig bedacht", wird der Militärexperte in "Focus Online" zitiert.
Trotz allem könne Putin bei einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen "gesichtswahrend aussteigen". Der russische Präsident könne seiner Bevölkerung eine Annexion von einem fünftel der Ukraine als Erfolg verkaufen. "Putin hat damit überdies die Ausdehnung der Nato bis an Russlands Grenzen zum Stehen gebracht", so Weber.
Doch auch Trump würde von diesem Deal profitieren und als "großer Dealmaker" in Erscheinung treten. "Zwei Gewinner, und der dazwischen, die zertrümmerte Ukraine, zahlt die Zeche. So geht Machtpolitik der Großmächte im 21. Jahrhundert", stellt Weber abschließend klar.