Anlässlich des "Tag der Arbeitslosen" am 30. April nimmt das Momentum Institut das Thema (Langzeit-)Arbeitslosigkeit ins Visier. Dabei hält das Institut in einer Aussendung fest, dass Menschen über 50 Jahren mit einem Anteil von 33 Prozent am stärksten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen seien. Aktuell seien rund 132.000 Personen von Langzeitarbeitslosigkeit – als länger als zwölf Monate ohne Job – betroffen. Das sei rund ein Drittel aller Beschäftigungslosen.
Die jüngsten AMS-Daten würden zeigen, dass langzeitarbeitslose Frauen zwischen 55 und 59 Jahren durchschnittlich 326 Tage ohne berufliche Tätigkeit seien, zwischen 60 und 64 Jahren seien es gar 400 Tage. Arbeitslose Männer in dieser Altersstufe (60-64) sind durchschnittlich sogar noch länger von Arbeitslosigkeit betroffen – nämlich 538 Tage,
Die Denkfabrik sieht darin eine "enorme Hürde" für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Denn diese würden oftmals von Unternehmen gar nicht mehr eingestellt, bevor sie das gesetzliche Pensionsantrittsalter erreichen. Daher sei die oftmals kolportierte Anhebung des Pensionsantrittsalters das Setzen "auf das falsche Pferd". "Statt mehr Beschäftigung schafft man damit mehr Arbeitslosigkeit und infolgedessen eine höhere Altersarmut”, erläutert Barbara Schuster, Ökonomin am Momentum Institut.
Ein weiterer Kritikpunkt der Aussendung: Das Arbeitslosengeld sei hierzulande im internationalen Vergleich ohnehin schon gering. In anderen Ländern – genannt werden Luxemburg, Dänemark, Belgien, die Niederlande und Schweden – würden frisch arbeitslos gemeldeten Personen eine Nettoersatzrate zwischen 72 und 89 Prozent zustehen. In Österreich bekommen Betroffene gerade einmal 55 Prozent.
Weil aber das Arbeitslosengeld nicht nur vom unmittelbar letzten Monatsgehalt berechnet wird, sondern auch weiter zurückliegende Einkommen, ergeben sich sogar geringer Sätze als die gesetzlich vorgesehenen 55 Prozent. Denn eine Anpassung an die hohen Inflationsraten der jüngeren Vergangenheit gibt es nicht, so das Momentum Institut.
Im Schnitt liege das durchschnittliche Arbeitslosengeld bei rund 1.100 Euro und damit mehr als 400 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle für Alleinlebende. "Damit wird deutlich, dass das hiesige Arbeitslosengeld bei seiner eigentlichen Aufgabe versagt: der Existenzsicherung", gibt Schuster abschließend zu bedenken.
Das Momentum Institut empfiehlt das Arbeitslosengeld von aktuell 55 Prozent des letzten Nettoeinkommens auf 70 Prozent zu erhöhen. Ebenfalls sollte die Notstandshilfe in der vollen Höhe des Arbeitslosengeldes ausbezahlt werden. Das würde rund 48.000 Personen aus der Armutsgefährdung herausholen, so die Argumentation. Beide Versicherungsleistungen sollten zudem auch an die Inflation angepasst werden, fordert die Denkfabrik.