Regelmäßiges Spitzenschneiden, die richtige Haarpflege, viel Wasser und eine gesunde Ernährung: Um deinen Haaren etwas Gutes zu tun und sie gesundzupflegen, kannst du eine ganze Menge machen. An ihrer maximalen Länge kannst du allerdings nur bedingt etwas ändern. Schuld daran sind deine Gene, erklärte jetzt Trichologe Remo Lageder gegenüber "20 Minuten".
Um zu verstehen, wie die maximale Haarlänge mit der Genetik zusammenhängt, braucht es einen Exkurs darin, wie Haarwachstum funktioniert. Lageder dazu: "Der Haarzyklus verläuft in drei unterschiedlichen Phasen." Entscheidend für die Haarlänge ist vor allem erstere. "In der anagenen Phase wächst das Haar. In der katagenen Phase stoppt das Wachstum und die Haarwurzel bereitet sich auf die Ruhephase vor. In der telogenen Phase fällt das Haar schließlich aus und ein Neues beginnt zu wachsen."
Dass diese Phasen sehr unterschiedlich lang dauern, ist dir vermutlich schon beim Lesen klar geworden. Der springende Punkt ist aber: Auch von Mensch zu Mensch unterscheiden sich die Zeiten enorm. Die Wachstumsphase dauert bei einigen gerade mal zwei Jahre – bei anderen bis zu acht. "Bei jemandem, bei dem diese Phase nur kurz dauert, kommt das Haar kaum über 20 Zentimeter hinaus, bis es wieder ausfällt. Der Hauptfaktor dafür, wie lang die anagene Phase beim Einzelnen dauert, ist die Genetik." Zudem können laut Experte auch Krankheiten, hormonelle Veränderungen oder genetisch bedingter Haarausfall die Dauer der anagenen Phase beeinflussen.
Indem man auf die Haarstruktur achtet, kannst du erkennen, ob du selbst eine kurze anagene Phase hast – oder unter Haarbruch leidest: "Spliss, poröse Spitzen und Bruchstellen entlang vom Haarschaft sind Anzeichen, dass die Pflege ausgebaut werden sollte. Bei einer kurzen anagenen Phase sehen die Spitzen gesund aus."
Weil die Genetik die größte Rolle spielt, hält sich dein Handlungsspielraum in Grenzen. Du kannst dein Haar aber so gut es geht unterstützen: "Grundsätzlich sollte man auf einen gesunden Lifestyle und eine gesunde Ernährung achten. Biotin, Vitamin B und D, Eisen und Zink sind wichtig für die anagene Phase." Drei- bis viermal im Jahr könne man mit einer Vitamin-Kur zusätzlich nachhelfen. Auch eine gesunde Kopfhaut ist laut Lageder wichtig. "Stress kann die Wachstumsphase negativ beeinflussen, da sollte man gegensteuern."
"Mit zunehmendem Alter verkürzt sich die anagene Phase, während die telogene Phase – die des Ausfalls – sich verlängert. Dadurch wächst das Haar langsamer und wird insgesamt dünner." Der Trichologe erklärt: "Im Alter werden die Haare mit jedem Zyklus, den sie durchlaufen, etwas schwächer." Bei Männern ist das laut Experte schon ab 30 der Fall, bei Frauen beginnt der Abbau etwa ab 40.