Seine Kunst ziert in Österreich bereits Briefmarken, manche Werke werden weltweit bewundert. Dennoch musste sich ein 77-jähriger Künstler im vergangenen November in Wien vor Gericht verantworten – wegen Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung in zwei Fällen.
Im Dezember 2022 soll der bekannte Maler und "Poet" via Jobinserat nach jungen Frauen für ein "Bodypainting-Projekt" gesucht und sie gegen ein Honorar von rund 100 Euro in sein Döblinger Domizil bestellt haben. Dort sei es zu schweren Übergriffen gekommen, so die Staatsanwaltschaft. Der Künstler fasste neun Monate bedingte Haft aus und musste an beide Frauen Schmerzensgeld zahlen (100 bzw. 300 Euro) – "Heute" berichtete.
Doch auch nach dem Urteil herrschte Aufregung: Denn der Künstler hatte eine Wand in der Magdalenenstraße 33 (Mariahilf) mit dem Gemälde "Atlantis-Klang-Haus" bemalt. Wie der "Kurier" berichtete, musste eines der Opfer auf dem Weg zur Arbeit täglich an dem Werk vorbeigehen.
Nun steht fest: Das heftig umstrittene Kunstwerk wird zeitnah und neutral übermalt. Ein kurzfristig am Mittwoch im Gemeinderat eingebrachter Antrag wurde von allen Parteien angenommen. Dies geschehe aus Respekt gegenüber den Opfern sexualisierter Gewalt, heißt es in dem Antrag.
Die Kollektive "Catcalls of Vienna" und "Ni Una Menos Austria" hatten bereits in einer im Juni eingebrachten Petition eine "sofortige Entfernung aller Werke des verurteilten Sexualstraftäters" in der Stadt Wien gefordert. Auch die Mariahilfer Bezirkspolitik und die Wiener ÖVP hatten im Gemeinderat die Entfernung gefordert.
Die Volkspartei brachte einen Antrag auf Übermalung ein – dieser wurde aber mit dem Verweis, dass die Causa bereits im Petitionsausschuss behandelt werde, zunächst von SPÖ und Neos abgewiesen. Auch im Petitionsausschusses sprachen sich Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und Wohnbaustadträtin Katrin Gaal (beide SPÖ) für eine Entfernung aus. Nun wurde der Antrag von allen angenommen.
„Ein Wandbild eines verurteilten Sexualstraftäters hat in Wien keinen Platz“Silvia JanochFamiliensprecherin der Wiener ÖVP
Silvia Janoch, Familiensprecherin der Wiener Volkspartei, zeigte sich in einer Aussendung zufrieden, dass nun endlich gehandelt werde: "Frauen, die unter dem Vorwand der Kunst missbraucht wurden, haben ihre Erlebnisse öffentlich gemacht. Damit wurde klar: Ein Wandbild eines verurteilten Sexualstraftäters hat in Wien keinen Platz."
WIR BIETEN HILFE:
Die Wiener Polizei ist Ansprechpartner für Personen, die Gewalt wahrnehmen oder selbst Opfer von Gewalt sind. Der Polizei-Notruf ist unter der Nummer 133 jederzeit erreichbar.
Weitere Ansprechpartner:
– Frauenhelpline: 0800 222 555
– 24-Stunden-Frauennotruf Wien 01 71719
– Wiener Interventionsstelle/Gewaltschutzzentrum: 0800 700 217
– Opfer-Notruf: 0800 112 112
– Notruf des Vereins der Wiener Frauenhäuser: 05 77 22