Bekleidet mit gelben Warnwesten und Mundschutzmasken wurden Unbekannte in der Nacht auf den 27. Jänner, dem Internationalen Holocaust Gedenktag, aktiv: Die jüdischen Aktivisten überklebten Karl-Lueger-Straßenschilder und das Denkmal beim Stubentor in der Wiener City.
Die Aktivisten gingen dabei mit täuschend echten Folien in blauer Farbe und der weißen Aufschrift "Platz der gescheiterten Erinnerungskultur" ans Werk. Die jüdische österreichische Hochschülerschaft (JöH) in Wien postete auf Instagram ein Video der Aktion, das bereits rund 59.000 Mal angeklickt wurde.
Hintergrund der Aktion ist der Protest gegen Karl Lueger (1844-1910): Der ehemalige Wiener Bürgermeister war ein bekennender Antisemit – er bezeichnete Juden als "Raubtiere in Menschengestalt". Lueger trieb den Antisemitismus in Wien politisch voran, Adolf Hitler war einer seiner glühenden Verehrer. Es wird daher immer wieder die Umbenennung des Platzes und die Entfernung des Denkmals gefordert.
Die Stadt Wien will stattdessen das Denkmal um 3,5 Grad kippen, um es künstlerisch zu kontextualisieren. Die Umsetzung soll noch heuer über die Bühne gehen. Wie es aus dem Büro von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) heißt, soll die Ausschreibung ab dem zweiten Quartal starten.
Das Denkmal wird immer wieder "Opfer" von Beschmierungen – so auch derzeit wieder, allerdings nicht im Rahmen der Klebe-Aktion. Auch die Aufkleber bleiben derzeit noch auf dem Bauwerk, da noch nicht ganz klar ist, ob sie ohne Schaden an der Substanz entfernt werden können. Wie der "Kurier" berichtet, handelt es sich laut Polizei nicht um Sachbeschädigung, es sei aber ein Bericht an die Staatsanwaltschaft Wien geschickt worden.