Wenn der SK Rapid spielt, ist Gerhard (85) mit voller Leidenschaft dabei. Seit seiner Kindheit ist er ein treuer Fan des Traditionsklubs – schon sein Vater jubelte für Grün-Weiß. Doch Gerhard hat Demenz – so wie aktuell rund 150.000 Menschen in ganz Österreich. Seine Frau Elli (72) muss ihn jedes Mal daran erinnern, das Fußballspiel einzuschalten. "Sobald der Ball rollt, ist er ganz in seiner Welt und fiebert mit", erzählt sie.
Früher war Gerhard Wanderführer, heute geht er mit Elli täglich spazieren – bei Wind und Wetter. Trotz seiner Krankheit bleibt er aktiv. Doch nicht nur Fußball begeistert Gerhard – auch Musik ist seine Leidenschaft. Am Klavier spielt er noch immer seine Lieblingsstücke von Johann Strauss. "Das geht ihm noch ganz leicht von der Hand", sagt Elli stolz.
Kürzlich hat Gerhard eine Premiere erlebt: die erste demenzfreundliche Führung im Rapideum. Dabei konnte der das Vereinsmuseum seines Herzensklubs erkunden. In Zusammenarbeit mit der Caritas wurde vorab im Zuge eines Workshops für das gesamte Museumsteam ein maßgeschneidertes Konzept für diese Führungen und die Sensibilisierung auf die Thematik "Demenz" ausgearbeitet.
Museumsleiter Julian Schneps führte durch die 165 Quadratmeter große Ausstellung und vermittelte die Inhalte. In der rund einstündigen Museumsführung wurde vor allem an alte Zeiten auf der Pfarrwiese und im Gerhard-Hanappi-Stadion erinnert. Unterstützend dabei kam eine Tasche zum Einsatz, wo unter anderem Trikots oder Schuhe zu finden waren – sowohl aus vergangenen Zeiten als auch aus der Gegenwart. Somit konnte die Entwicklung des Fußballsports veranschaulicht werden. Als besonderes Highlight durfte die Gruppe auch noch kurz ins Stadion selbst gehen.
"Niemand sollte aufgrund einer Erkrankung vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. Wir freuen uns über das wichtige neue Angebot von Rapid, das nicht nur Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen neue Einblicke und mehr Teilhabe ermöglicht, sondern auch ein Zeichen für ein starkes gesellschaftliches Miteinander setzt", erklärt Carmen Neuhold, Projektkoordinatorin im Bereich Angehörige und Demenz der Caritas in Wien.
Die besonderen Führungen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen im Rapideum sollen weiter etabliert werden und die bereits bestehende Angebote der Caritas ergänzen. So gibt es etwa bereits "Freizeitbuddys", die mit an Demenz erkrankten Menschen in Wien ein paar Stunden Freizeit verbringen. Außerdem hat sich das Café Zeitreise etabliert. Angehörige können sich dabei untereinander austauschen und für Betroffene wird ein Programm organisiert.
Die demenzfreundlichen Führungen dauern ca. 45 Minuten und können auf Anfrage per Mail an [email protected] gebucht werden.
Infos: www.skrapid.at