Einer neuen Studie zufolge wiesen Menschen, die einen Schlaganfall leichten Schlaganfall oder vorübergehenden Sehverlust erlitten hatten, in einer wichtigen Halsschlagader (Karotis) mehr als 50-mal so viele Mikroplastikpartikel auf wie Menschen ohne diese Erkrankung.
Forscher untersuchten Plaque (Ansammlung von Fett und Cholesterin) in den Halsschlagadern, den Gefäßen im Hals, die für die Blutversorgung des Gehirns zuständig sind.
Die höchsten Mengen an Mikronanoplastik wurden bei Menschen gefunden, die einen Schlaganfall, einen leichten Schlaganfall oder einen vorübergehenden Verlust des Sehvermögens aufgrund verstopfter Blutgefäße erlitten hatten, heißt es in der neu veröffentlichten Studie.
Mikronanoplastik, oft auch als Nanoplastik bezeichnet, sind winzige Plastikteilchen, die bei industriellen Prozessen entstehen oder aus größeren Plastikgegenständen entstehen, wenn diese im Meer oder im Boden zerfallen. Sie weisen keine einheitliche Größe auf, sondern sind normalerweise eine Mischung aus Mikro- und Nanoplastik. Mikroplastik ist teilweise schon bei einer Größe von weniger als fünf Millimetern sichtbar, Nanoplastik hingegen ist mikroskopisch klein und mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Dadurch verteilen sie sich leichter und können in Zellen und Gewebe lebender Organismen eindringen.
"Viele Menschen glauben, dass Mikro- und Nanoplastik hauptsächlich durch die Verwendung von Plastikgeschirr, Schneidebrettern, Verpackungen, Wasserflaschen und anderen Plastikgegenständen entsteht. Die Hauptquelle sind jedoch die Lebensmittel und das Wasser, die wir essen und trinken", sagt Hauptautor der Studie, Ross Clark, Gefäßchirurg und Wissenschaftler an der University of New Mexico in Albuquerque.
"Diese Arten von Kunststoffen sind in der Umwelt weit verbreitet, insbesondere in Müllstrudeln im Meer. Über viele Jahre hinweg zersetzen sich diese Kunststoffe, vermischen sich mit Boden und Wasser und können sich in der Nahrungskette anreichern."
Clark und sein Team untersuchten 50 Teilnehmer und teilten sie in drei Gruppen ein: Menschen mit gesunden Arterien, Menschen mit Plaque, aber ohne Symptome, und Menschen mit Symptomen aufgrund von Plaquebildung. Sie verglichen die Konzentration von Mikronanoplastik in Halsschlagaderproben jeder Gruppe.
Die Ergebnisse offenbarten deutliche Unterschiede: Bei asymptomatischen Patienten wiesen die Plaques 16-mal mehr Mikroplastikpartikel in den Plaques (Fettablagerungen) auf als bei Geweben verstorbener Spender ohne Plaque. Bei symptomatischen Patienten waren die Werte 51-mal höher.
Die Forscher verglichen außerdem Plaques mit niedrigem und hohem Kunststoffgehalt, um die Auswirkungen von Mikronanoplastik auf Entzündungsmarker, die Genaktivität von Immunzellen, und Stammzellen, die zur Stabilisierung der Plaque beitragen, zu beurteilen.
Zwar gab es keine Hinweise auf eine plötzliche Entzündung im Zusammenhang mit den Konzentrationen der Mikronanoplastiken, doch stellten die Forscher eine verringerte Aktivität der für die Unterdrückung von Entzündungen verantwortlichen Gene fest.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die biologischen Auswirkungen von Mikronanoplastik auf Arterienplaques komplexer und differenzierter sein könnten als eine einfache Entzündungsreaktion, sagte Clark und betonte die Notwendigkeit weiterer Forschung. "Es ist sehr wichtig, zu untersuchen, welche Auswirkungen diese Materialien auf unseren Körper haben. Wir sollten jedoch angesichts der ersten Ergebnisse dieser Studie vorsichtig sein. Wir werden die biologischen Auswirkungen erst in vielen Jahren vollständig verstehen", sagte Clark.