Simmering, Floridsdorf & Co.

Machtwechsel möglich! In diesen Bezirken wird’s eng

Hier geht's bei der Wien-Wahl heiß her: In fünf Bezirken liefern sich SPÖ, FPÖ, Grüne und ÖVP erbitterte Machtduelle. Wer kippt, wer bleibt?
Christoph Weichsler
26.04.2025, 22:55

Diese Wahl könnte die Bezirkslandschaft Wiens neu zeichnen – nicht im Rathaus, sondern vor der Haustür. Gleich fünf Bezirke gelten als besonders umkämpft. In Simmering und Floridsdorf will die FPÖ zurück an die Macht. In der Josefstadt fordert die ÖVP die regierenden Grünen heraus. Und in Alsergrund und Leopoldstadt liefern sich SPÖ und Grüne ein Rennen, bei dem jeder Fehler fatal sein kann.

Dabei geht’s längst nicht mehr nur um Parteifarben. Sondern darum, wem die Menschen im Bezirk zutrauen, ihre Alltagssorgen ernst zu nehmen. Baustellen, Verkehr, Sicherheit, Wohnraum, Parks – alles wird zur Wahlfrage. Und es könnte eng werden – sehr eng!

Simmering: Der Polit-Obelix kehrt zurück?

2015 schrieb Paul Stadler (FPÖ) Geschichte: Er holte Wien-Simmering mit wuchtigen 41,8 Prozent und regierte fünf Jahre als Bezirksvorsteher – bis die Ibiza-Affäre 2020 seine Partei abstürzen ließ. Stadler fiel auf 28,4 Prozent zurück, die SPÖ übernahm mit Thomas Steinhart (41,5 Prozent).

Jetzt will Stadler sein Revier zurückerobern. Als "Polit-Obelix" bekannt, setzt er auf deftige Sager, Nahbarkeit und einen harten Kurs in Sachen Migration und Sicherheit. Steinhart kontert mit klassischen SPÖ-Themen wie Bildung, Gesundheit und Leistbarkeit – und verweist auf laufende Projekte im Bereich Schulbau und Grätzlpflege. Die Stimmung im Bezirk ist aufgeladen, das Ergebnis offen.

Floridsdorf: Rote Bastion wackelt gewaltig

Auch in Wien-Floridsdorf kocht es politisch. Einst war die FPÖ der SPÖ dicht auf den Fersen – dann kam der freie Fall: 2020 fiel sie auf 9,6 Prozent. Bezirkschef Georg Papai (SPÖ) konnte mit 44,5 Prozent glänzen, dank Projekten für Bildung, Lebensqualität und einem Alkoholverbot am Franz-Jonas-Platz.

Doch die FPÖ will zurück ins Spiel. Kandidat Karl Mareda tritt offensiv auf, setzt auf "Law & Order", kritisiert das Parkpickerl und wirft der SPÖ vor, die echten Sorgen der Menschen zu ignorieren. Gleichzeitig kämpft Papai mit großem persönlichen Einsatz um das Vertrauen der Floridsdorfer – auch mit Veranstaltungen, Grätzelrunden und Bürgerdialogen. Ein Duell, das bis zur letzten Stimme offen bleibt.

Alsergrund: Duell um den Klimaschutz

Nur zwei Prozent trennten die SPÖ (31,45 Prozent) 2020 von den Grünen (29,21 Prozent). Bezirksvorsteherin Saya Ahmad verteidigt ihre Position mit Engagement für Frauenrechte, dem Umbau des Julius-Tandler-Platzes und Verkehrsberuhigungen im Servitenviertel.

Ihre grüne Gegnerin Josefa Molitor-Ruckenbauer geht auf Konfrontationskurs – mit scharfer Kritik an zu viel Beton, zu wenig Grün, einer "klimatisch ambitionslosen" Bezirksführung. Das Duell der beiden Frauen ist eines der emotionalsten in ganz Wien. Seit 1991 stellt die SPÖ im 9. Bezirk durchgehend den bzw. die BezirksvorsteherIn. Auch KPÖ und ÖVP hatten seit 1945 immer wieder den Posten des Bezirkschefs inne; die Grünen noch nie. Nach der Wahl am Sonntag könnte sich das ändern.

Leopoldstadt: Anzeige, Mistplatz, Machtkampf

Der 2. Bezirk gilt als einer der politisch spannendsten. 2020 holte die SPÖ mit Alexander Nikolai 35,4 Prozent – ganz knapp vor den Grünen mit 30,6 Prozent. Jetzt fordert Bernhard Seitz (Grüne) den roten Bezirkschef heraus – und zwar nicht nur politisch: Seitz hat Nikolai sogar angezeigt.

Hintergrund ist ein geplatzter Bürgerdialog zum geplanten Mistplatz in der Dresdner Straße. Die Grünen werfen der SPÖ mangelnde Transparenz und Klimaversäumnisse vor, Nikolai verweist auf seine Initiativen für saubere Straßen, neue Schulprojekte und soziale Programme. Das Duell ist scharf geführt – und völlig offen.

Josefstadt: Winzig – aber umkämpft wie nie

Der kleinste Bezirk Wiens ist traditionell ein Swing-District. Seit 2005 wechselten sich in der Josefstadt ÖVP und Grüne in der Bezirksführung ab. Aktuell regiert Martin Fabisch (Grüne), der 2020 auf 33,6 Prozent kam.  Die ÖVP lag mit 30,6 Prozent knapp dahinter.

Beide betonen Umwelt- und Lebensqualität – doch mit unterschiedlichen Konzepten. Fabisch will Verkehrsberuhigung, mehr Bäume und Begegnungszonen. Die ÖVP unter Adam Christian fordert Grünflächen und Rücksicht auf Autofahrer – z.B. durch eine Tiefgarage unter einem neugestalteten Park am Albertplatz. In der Josefstadt prallen zwei urbane Philosophien aufeinander – ein Mikrobezirk mit makropolitischer Bedeutung.

Fünf Bezirke, fünf Machtspiele

Simmering, Floridsdorf, Leopoldstadt, Alsergrund und Josefstadt – sie alle könnten die politische Karte Wiens neu einfärben. Bezirksvorsteher-Posten, die lange als sicher galten, stehen auf der Kippe. Herausforderer wittern Morgenluft, die etablierten Parteien kämpfen mit offenem Visier.

Die Bezirkswahlen sind längst keine Randerscheinung – sie sind die echte Bühne für das politische Bauchgefühl der Stadt. Hier wird entschieden, wem die Wiener noch vertrauen.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 27.04.2025, 10:04, 26.04.2025, 22:55
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