Ein falscher Klick, schon war das ganze Vermögen einer Kärntnerin verschwunden, das sie gerade erst aus einem Hausverkauf lukriert hatte. Insgesamt 198.411 Euro buchten Betrüger im vergangenen September vom Konto der 29-Jährigen ab: Die Frau hatte auf einen Link in einer täuschend echten Fake-E-Mail geklickt, die vorgab, von ihrer Bank zu sein. Darin wurde eine "Aktualisierung" der Daten verlangt. Gutgläubig trug sie IBAN und TAN in eine gefälschte Website ein, die von Kriminellen aus Belgien und den Niederlanden betrieben wird.
Das Geld war futsch und ein Teil davon landete zunächst auf dem Konto einer völlig ahnungslosen Frau. Ein Tschetschene in Wien, der mit den Haupttätern in Verbindung stand, überredete eine Bekannte dazu, ihr Konto als Empfänger eines Teils der Beute zur Verfügung zu stellen. Mit dem Versprechen, 10.000 Euro damit zu verdienen, ließ sich eine 20-Jährige dazu überreden.
57.000 Euro hob die Angeklagte für den Mittelsmann ab. Doch der verschwand mit dem ganzen Geld und hinterließ ihr nur 2.000 Euro, die sie nicht einmal mehr verwenden konnte. Denn die echte Bank sperrte ihr Konto wegen der verdächtigen Vorgänge sofort und alarmierte zudem die Polizei. Daher musste sich die junge Mutter am Donnerstag wegen Betrugs vor Gericht verantworten. "Sie und ihre Mittäter suchten das schnelle Geld", warf ihr der Staatsanwalt vor. Die 20-Jährige gestand reumütig und kam auch dank der engagierten Verteidigung ihres Anwalts Zaid Rauf mit einer milden Haftstrafe von sechs Monaten bedingt davon, bereits rechtskräftig.
Von den wirklichen Verbrechern fehlt jedoch weiter jede Spur: Bekannt ist nur, dass die Bande bereits seit Jahren aus den Niederlanden operieren und Spezialcomputer, Schusswaffen mit Munition, jede Menge Schmuck, Bargeld und Kryptowährungen besitzen soll. Laut Europol wird das gestohlene Geld dazu verwendet, um Luxusurlaube in Spanien zu buchen, teure Uhren, Schmuck und Designerkleidung von Dior, Louis Vuitton und Versace zu kaufen. Die armen Opfer sollen sich auf mindestens zehn verschiedene Länder verteilen, Millionenverluste werden vermutet.
"Während die Opfer im Elend zurückgelassen wurden, geben die Betrüger das gesamte Geld der Opfer bei Partys in teuren Clubs aus, gekleidet in Designerkleidung und Rolex-Uhren. Und als ob das nicht schlimm genug wäre, prahlen sie mit ihrem luxuriösen Lebensstil auch noch im Netz", hieß es vom Leiter des Cybercrime-Teams der Rotterdamer Polizei einst gegenüber Medien. Zum Glück gelänge es immer wieder, Auftraggeber zu inhaftieren – im Fall der Kärntnerin leider (noch) nicht. Die Unschuldsvermutung gilt.