Mit seiner blonden Igelfrisur, schwarzem Lederlook und Ohrwürmern wie "Rebel Yell", "Sweet Sixteen" und "White Wedding" zeigte er der Popwelt in den 1980er-Jahren den ausgestreckten Mittelfinger. Jetzt ist Billy Idol mit frischem Sound zurück!
Zugegeben, mit 69 Jahren gibt sich der Sänger nun ein wenig gesitteter. Als mildes Alterswerk kann man das aktuelle Album "Dream into it" aber trotzdem nicht bezeichnen.
"Wir arbeiten gerade an einer Doku über mein Leben, und in meinem Alter fängt man an, wirklich auf sein Leben zurückzublicken – so einen Blickwinkel hatte ich vorher nie", so Idol im Interview mit "Heute".
"Als wir anfingen, die Songs für das Album zu schreiben, habe ich in verschiedene Phasen meines Lebens hineingefühlt – die Punkzeit in Brixton, meine Solojahre, mein Umzug nach Amerika und so weiter. Es war fast so, als würde ich die Musik zu den Themen der Doku machen, aber das war gar nicht unsere Absicht, als wir anfingen zu schreiben." Herausgekommen ist ein wilder Ritt durch fünf Jahrzehnte Rock ’n’ Roll.
Eröffnet wird das Album mit dem Titeltrack, in dem Idol seine allererste Liebe – die zur Musik – feiert. Gleich danach kracht "77" los, ein Duett mit Pop-Punk-Ikone Avril Lavigne, eine wilde Rückschau auf die Anfänge der Punk-Revolte in England. In "Too Much Fun" geht’s rüber nach Amerika – und direkt in den Rausch.
"Jeder hat uns damals gesagt, wir seien die 'No Future' Generation – und genauso haben wir gelebt. Die Welt war meine Auster", so Billy zur "Heute", der offen zugibt: "Ich habe alles genagelt, getrunken und genommen, was es gegeben hat".
Gleich zwei Mal klopfte er an die Himmelstüre: Ausgerechnet 1984, in dem Jahr, in dem er mit "Rebel Yell" und "Flesh For Fantasy" die Charts toppt, wurde ihm eine Überdosis Heroin beinahe zum Verhängnis. Zehn Jahre später hatte er unter Drogeneinfluss einen schweren Motorradunfall. Kurze Zeit sah es danach aus, als würde er sein Bein verlieren. "Vielleicht war Selbstzerstörung doch nicht der beste Weg", sagt er rückblickend.
In "John Wayne" (Duett mit Alison Mosshart von The Kills) zieht Billy Bilanz: "Das ist also der Teil des Albums, als ich begann zu akzeptieren, dass ich süchtig war, und mich mit dem Gedanken auseinandersetzte, dass ich aufhören musste. Es hat nichts mit dem 'echten' John Wayne zu tun. Es geht eher um seine Filmfigur, die immer Türen aufstieß, Sachen zertrümmerte, Feuer austrat, immer schlug und trat … irgendwie habe ich das mein Leben lang auch gemacht. Und irgendwann wird einem klar, dass das nicht immer der beste Weg ist, und dass man seine Probleme wirklich lösen und zur Ruhe bringen muss."
Inzwischen genießt der frühere Bad Boy die Zeit mit seinen Enkelkindern. "Und wenn du mit ihnen redest oder spielst – sie kennen deine Vorgeschichte nicht. Sie kennen nur den Großvater. Sie kennen nur den Menschen, der du jetzt bist. Du weißt selbst, dass du die Summe deines Lebens bist, aber sie kennen nur dein jetziges Ich. Und dann wird dir klar: Das ist dieselbe Person."
Mit Produzent Tommy English (u.a. Blink 182) und Gitarrist Steve Stevens, seinem jahrzehntelangen musikalischen Mitstreiter, schafft Idol mit "Dream into it" eine Mischung aus Old-School-Punk, 80er-Flair und modernem Rocksound – ohne überproduzierten Hochglanz.
Im Zuge seiner "It's A Nice Day To … Tour Again!"-Welttournee kommt Billy diesen Sommer gleich zwei Mal nach Österreich – am 4. Juli zum Clam Rock auf der Burg Clam (OÖ) und tags darauf, am 5. Juli, zum Lovely Days Festival nach Eisenstadt (Burgenland).