"Streckenunterbrechung. Wegen eines Hindernisses im Gleisbereich...", so etwas liest Bernhard R. regelmäßig, wenn er zwischen Laa an der Thaya und Wien pendelt. Der 45-Jährige hat sich frustriert an "Heute" gewandt, weil ihn ärgert "wie extrem dilettantisch" die ÖBB mit den Problemen auf seiner Strecke umgeht: "Es ist jedes Mal so, wie wenn es das erste Mal wäre, dass so etwas passiert. Dabei gibt es in einer normalen Arbeitswoche oft an zwei Tagen Probleme."
R., der jeden Tag zwischen 6:30 Uhr und 7:00 Uhr in Wien bei der Feuerwehr zu arbeiten anfängt, sagt: "Fünfzehn Minuten zu spät ankommen ist für mich auf dieser Strecke mittlerweile schon normal. Aber fast fünf Stunden Heimweg, wie letzten Montag, das ist eine Frechheit!" Dieses "besondere Zugerlebnis" hat bei R. ein Bedürfnis ausgelöst, diese anhaltenden Probleme "der Öffentlichkeit zu übermitteln."
„Soll die Alternative wieder der Umstieg auf das Auto sein?“Bernhard R.Pendler zwischen Laa und Wien
R. ist aber nicht der Einzige, der sich ärgert. Die "Pendlerinitiative Laaer Ostbahn (Wien-Laa/Thaya)" etwa versammelt in ihrer Facebook-Gruppe 675 Mitglieder und möchte als ein von Parteien und Politik "unabhängiges Bindeglied für die Pendler entlang der Laaer Strecke auftreten." Denn, den Anliegen der Pendler entlang dieser Strecke werde weder auf Landes- noch auf Bundesebene, das nötige Interesse entgegengebracht, heißt es dort.
Das hat auch Bernhard R. erfahren müssen, als er 2022 und 2023 zahlreiche Mails geschrieben hat: "Geändert hat sich überhaupt nichts", erzählt er und ist sich sicher: "Man tut einfach nichts." Egal was er schrieb, es habe offenbar für alles vorgefertigte Antworten gegeben, Standardfloskeln, die sich sperrig lesen und nicht auf die Fragen eingehen.
Mit einer Standard-Meldung fängt auch die Odyssee am zurückliegenden Montag an. Bernhard R. hat einen Arbeitstag bei der Wiener Feuerwehr hinter sich und steht in der Station Wien Mitte am Bahnsteig: "Das Display sagt wieder einmal 20 Minuten Verspätung." R. nimmt schon einmal einen anderen Zug nach Mistelbach und kommt dort um 18:40 Uhr an. Bis nach Laa, wo er wohnt, ist es nicht mehr so weit.
Dann aber bleibt sein Anschlusszug einfach bis nach 19:00 Uhr stehen, bis eine Frauenstimme ertönt: "Dieser Zug fährt nicht nach Laa", heißt es, sondern zurück nach Wien. Dann wird ein Schienenersatzverkehr angesagt. "Da haben sich schon die ersten Leute abholen lassen oder Taxis bestellt", sagt R. und ärgert sich: "Endlich, nach 20:00 Uhr kommt der Bus."
R. möchte endlich zu Hause die Füße hochlegen, doch er weiß, der Bus fährt jetzt alle Dörfer bis zum Frättingsdorfer Bahnhof ab. Es ist jetzt 20:25 Uhr, R. hat schon drei Stunden Reisezeit hinter sich, als der Bus dort ankommt. Der Zug, der ihn endlich nach Laa bringen soll, steht auch schon da. "Nur noch 30 Minuten", denkt sich der Niederösterreicher. Dann fährt sein Zug nicht los.
"Der Zug stand wieder 50 Minuten. Wahnsinn!", regt sich R. im Gespräch mit "Heute" auf. Schließlich kommt Bernhard R. um 21:30 Uhr in Laa an – nach vier Stunden und vierzig Minuten Reisezeit. Er hätte in dieser Zeit beispielsweise auch locker zweimal die Strecke von Wien nach Linz – insgesamt 440 Kilometer – bewältigen können. Stattdessen kämpfte er sich die 80 Kilometer nach Laa.
"Heute" hat bei der ÖBB nachgefragt, die bestätigt, dass die Strecke aufgrund eines Hindernisses im Gleisbereich gesperrt war: "Aus Sicherheitsgründen musste der gesamte Zugverkehr in diesem Abschnitt von 18:42 Uhr bis 21:46 Uhr unterbrochen werden."
"Warum kam es zu der langen Wartezeit in Frättingsdorf?", fragt ÖBB-Sprecher Christopher Seif, nur um im nächsten Atemzug die Antwort zu geben: "Für die Weiterfahrt ab Frättingsdorf wurde eine sogenannte Zugwende bestellt, die eine Abfahrt gegen 20:30 Uhr vorgesehen hätte."
Dann die Überraschung: Auch das vorgesehene Zugpersonal sei auf den Schienenersatzverkehr angewiesen gewesen, weshalb sich die Abfahrt verzögert habe, sagt Seif. Aus demselben Grund habe es für einen längeren Zeitraum keine Durchsagen gegeben. Man werde aber die Kritik Bernhard R. in interne Prozesse einfließen lassen.
Ähnliche Sätze stehen in den Mails, die R. schon 2022 und 2023 vom Kundenservice der ÖBB erhalten hat. Geändert habe sich, laut R., aber nichts. "Soll die Alternative wieder der Umstieg auf das Auto sein?", fragt er wütend: "Das ist ganz einfach Zeitraum, den die ÖBB hier betreibt!"