Kampf gegen Handysucht

"9 Stunden täglich am iPhone" – Laura hat jetzt Klapphandy

Laura (24) war süchtig nach Instagram und Tiktok. Seit Kurzem lebt sie mit einem altmodischen Tastenhandy – ohne WhatsApp, Netflix oder Spotify.
20 Minuten
15.05.2025, 19:24

Die junge Schweizerin Laura Salomon (24) ist süchtig nach Social Media – vor allem nach Tiktok und Instagram, wie sie gegenüber "20 Minuten" erzählt. Eingestanden habe sie sich das, als sie ihre Screentime schwarz auf weiß sah: acht bis neun Stunden pro Tag.

Das Smartphone sei immer in ihrer Hand gewesen: "Da wusste ich, dass ich etwas ändern muss." Die 24-Jährige entschied sich deshalb vor zwei Wochen für einen Entzug – und kaufte ein Klapphandy. Rund 80 Euro zahlte sie für ein pinkes HMD (Nokia) Barbie-Phone, das in seiner Werbung "eine Pause vom digitalen Leben" verspricht.

Mit dem nur optisch schrillen Gerät kann Laura telefonieren und SMS schreiben, auch das Spiel "Snake" und ein Wecker sind auf dem Gerät installiert. "Mehr brauche ich nicht", sagt sie. Doch wie bleibt sie in Kontakt mit ihren Freundinnen und Freunden? "Die erreichen mich via SMS. Bis jetzt klappt das super." Auch die Reaktionen auf ihren Entscheid seien mehrheitlich positiv: "Viele finden es cool, wieder mal so ein Klapphandy in der Hand zu halten."

Seit zwei Wochen lebt Laura ohne Smartphone

Nach zwei Wochen stelle die Bündnerin bereits erste Veränderungen fest. "Seitdem ich kein Smartphone mehr habe, lese ich viel mehr – vier Bücher in den letzten 14 Tagen", sagt Laura. "Früher griff ich sofort zum Smartphone, wenn mir langweilig war. Diese Zeit nutze ich jetzt anders: Ich fühle mich kreativer und spreche mehr mit meinem Freund über meine Gedanken."

Mit dem Wechsel aufs Klapphandy hat die 24-Jährige sich auch entschieden, Abos wie Netflix, Spotify und Co. zu kündigen. So profitiere nicht nur ihre Psyche, sondern auch ihr Portemonnaie. "Alleine für YouTube-Premium bezahlte ich bis dahin 23 Franken im Monat."

Doch nicht ganz ohne

Doch ganz auf Social Media verzichtet Laura nicht: Wie es ihr während des Wechsels von "immer online" zu "immer offline" ergeht, teilt die junge Frau aus dem Unterengadin auf Tiktok. Ein Widerspruch? "Vielleicht. Aber mir ist es wichtig zu zeigen, dass es auch anders geht – ohne Smartphone. Ich denke, vielen jungen Menschen geht es wie mir. Deshalb möchte ich meine Erfahrung teilen." Die Tiktok-Videos filme sie mit einer Digitalkamera zu Hause und schneide sie am Laptop – dort logge sie sich auch auf Tiktok ein und poste die Videos.

Die Reaktionen auf die Beiträge überraschten sie, sagt die 24-Jährige. Die Videos erreichten ein größeres Publikum – eines wurde 70.000 Mal angeklickt. Die Kommentare zum Klapphandy-Entscheid seien fast durchwegs positiv. Manche werfen der 24-Jährigen jedoch vor, dass sie aufgrund der Videos gar nicht vollständig auf das Klapphandy umgestiegen sei und sich von Social Media verabschiedet habe. Für Laura ist das jedoch kein Widerspruch: "Mir geht es vor allem darum, dass ich nicht mehr ständig das Smartphone in der Hand habe."

"Ich vermisse nichts"

Anfangs wollte Laura nur eine Social-Media-Pause einlegen. Doch: "Zurzeit gefällt es mir ganz ohne Smartphone. Ich vermisse nichts." Deshalb habe sie sich dazu entschieden, weiterhin mehrheitlich offline zu bleiben. Die Bündnerin hofft, dass ihre Erfahrungen andere dazu anregen, über den eigenen Umgang mit sozialen Medien nachzudenken: "Vielleicht sehen auch andere, dass sie ein Suchtproblem haben."

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